1933 – ÖSTERREICH DER WEG IN DIE DIKTATUR
KURZE EINLEITUNG
Die Geschichte Österreichs des frühen 20 Jahrhundert ist eine Geschichte der Umstürze und Katastrophen. Ich beginne diese Geschichte zum 80 Jahrestages des österreichischen Bürgerkrieges. Ziel ist es ein Verständnis für dieses kleine Land zu bekommen, für ein Land dessen Schicksal heute oft Missverstanden wird, und dessen Identität noch heute unter der Last seiner Vergangenheit keine Ruhe findet. Seit der Ausrufung der ersten Republik am 12 November 1918, war es ein zutiefst gespaltenes Land. Aus dem Untergang des ersten Weltkriegs entstanden, war sein politisches wirtschaftliches und kulturelles Erbe gleich einer Prüfung dem es nicht gewachsen schien. Die Monarchie hatte sich überlebt doch ihre politischen und kulturellen Probleme waren noch anzutreffen. Wirtschaftlich musste das Land neu strukturiert und aufgebaut werden. Politisch ging von Anfang an ein Bruch durch die Gesellschaft dessen Kern auch im Untergang der Monarchie in mitten des ersten Weltkrieg zu finden ist. Für die politische Rechte sind auch in Österreich die Sozialdemokraten, Kommunisten, „Juden“- „Schuld“ an der Niederlage und die Gefahr einer antinationalen, internationalisierenden Ideologie. Hatte man im Parteiprogramm der christlich sozialen auch zwiespältige Anspielungen auf einen Anschluss an Deutschland sowie auf einen starken Donauverbund (1926 Schmitz-Programm), beginnt man ab 1930 und den Wahlniederlagen einen antidemokratischen autoritären Kurs einzuschlagen. Auch die Sozialdemokratie sieht vorerst keine wirtschaftliche Zukunft in der jungen Demokratie und strebt daher in den 20igern bis 1933 den Anschluss an die deutsche Weimarer Republik an. Dies wird sich jedoch durch Hitlers Machtübernahme ändern und gestärkt durch Wahlerfolge wandeln sich die Sozialdemokraten zu einem Vorkämpfer demokratischer Rechte in Österreich, während sich die Rechtsparteien im Laufe der Jahre immer mehr zu autoritären Antidemokraten entwickeln. Von „ideellen Feindbildern“ geblendet und nach einer neuen Identität ringend erkennt die christlich soziale Partei zu spät mit welcher Kraft auch in Österreich eine neue Ideologie Platz greift die NSDAP. In den 20iger Jahren von gar keiner politischen Bedeutung, beginnt mit dem Aufstieg Hitlers in Deutschland ab den späten 20igern -1930igern auch in Österreich die Sympathie für diese Partei zu steigen. Antimarxistische antisemitische, nationalistische und radikal autoritäre Gesinnung ist in Österreich zu dieser Zeit, weit verbreitet. Nationalsozialismus daher eine oppositionelle Wahl gegen die christlich soziale Partei die in vielen Punkten eine ähnliche weltanschauliche Meinungen vertrat. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wandte sich der deutschnationale Teil der Heimwehren zunehmend der NSDAP zu, während die österreichischen Patrioten dem italienischen Faschismus gegen einen Großreichsgedanken mit Deutschland vertraten. Wirtschaftliche Schwierigkeiten außenpolitischer Druck, Streiks, Bombenterror, Massendemonstrationen, sowie vor allem sinkende Zustimmung an die christlich soziale Partei verleiteten diese mit Hilfe von Heimwehren Polizei und Militär eine Machtübernahme anzustreben. Dabei ist Österreich trotz seiner Probleme demokratisch handlungsfähig. Es ist ein ideologisierter Weg, auf dem die christlichsoziale Partei ihren Machterhalt sucht und Österreich in einen „patriotischen klerikal autoritären Ständestaat“ verwandelte und so in eine Diktatur führte.
„Wir verwerfen den westlich-demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat“ Korneuburger Eid 18 Mai 1930 der österreichischen Heimwehr v.l.n.r. Heimwehrführer Bachofen- Echt, Innsbrucker Heimwehrführer und Bundesrat Steidle, Kommandant Baron Pranckh. – Die Heimwehren waren durch die christlich soziale aber auch durch deutschnationale Gesinnung später auch durch die Nationalsozialisten getragen. Sie waren eine in ganz Österreich militärisch organisierte Vereinigung, die sich kurz nach dem ersten Weltkrieg zum Schutz vor Plünderungen und Übergriffen durch Soldaten gebildet hatte. Sie verteidigten Österreich auch als slowenische Einheiten den Süden Österreichs besetzen wollten. Später verstand man sich als „außerparlamentarische Vereinigung“ die von der christlichsozialen Partei, Industriellen und Banken finanziert ein Gegengewicht zu sozialistischen, kommunistischen Gefahr bilden sollten. Wichtig zu verstehen ist, dass Österreich bis dahin keine demokratische Geschichte hatte, deswegen fehlte jedes Vertrauen in die erste Republik. Sie war aus einer schweren Krise entstanden aus den Wirren des ersten Weltkrieg 1918. Es waren die ersten Erfahrungen mit einem rein parlamentarisch republikanischen System nach Jahrhunderten der autoritären Führung und Monarchie. Anders als die westlichen Demokratien kannte man kein „Vertrauen“ in die „Selbstheilungskräfte“ demokartischer Systeme. Viele begriffen die Demokratie als ein aufgezwungenes System und sehnten sich zurück nach den alten autoritären Strukturen. Dies öffnete das Tor für unterschiedlichste radikale Strömungen. Orientiert sind die christlich sozialen und deutsch nationalen Heimwehren an den italienischen und deutschen Faschisten, deswegen wird man später nach der Machtergreifung der Heimwehren und der Abschaffung der Demokratie 1933 auch vom „Austrofaschismus“ sprechen. Der Einfluss der Nationalsozialisten führt schlussendlich zum Bruch innerhalb dieser Organisation. Heimwehrführer Steidle wird nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland 1938 von den Nazis verhaftet und stirbt 1940 im Konzentrationslager Buchenwald.
-Schon nach dem „Sturz“ Kanzlers Franz Schober September 1930, wurde Hermann Görings Schwager Franz Hueber (Bild oben) kurzzeitig Justizminister, während der österreichische „Patriot“ Heimwehrführer Starhemberg aus dem „Heimatblock“ zum Innenminister ernannt wurde. Zwiespalt innerer Verfallserscheinungen der Heimwehren sowie des rechten Lagers. Für November 1930 wurden Neuwahlen ausgerufen bei der man offen ein Bündnis mit der NSDAP anstrebte, doch das Bündnis scheiterte an Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser
EUROPA AM ABGRUND
Das Jahr 1933 ist nicht nur in Deutschland ein Jahr der Wende auch in Österreich zeigen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des letzten Jahrzehntes, ihre radikalen politischen Auswirkungen. Es ist das Jahr der Auseinandersetzung zwischen den größten Parteien in Deutsch – Österreich nämlich der Christlich Sozialen (CS) und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (SDAP) sowie den Nationalsozialisten (NSDAP) und der Großdeutschen Volkspartei (GDVP). In ganz Europa hatten die Auswirkungen des Krieges, der wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen und des Niederganges ein Klima der Unsicherheit geschaffen. Immer mehr autoritäre Staaten entstehen unter einem Klima der nationalen „Wirtschaftsdepressionen“. Die Nachkriegsordnung deren nationalistische Bestrebungen keine Rücksicht auf wirtschaftliche Zukunft und vergangene Zusammenhänge gelegt hatte war vollkommen gescheitert. Nach dem spekulativen Niedergang an den Börsen der unweigerlich auf die realwirtschaftliche gekommen war und mit der Krise von 1929 ihren Tiefpunkt fand, begannen die einzelnen Staaten immer öfter ihre noch verbliebenen Märkte durch Zölle zu „schützen“. Dies wird die Krise noch radikal verschärfen da nun auch der Export gedrosselt wurde. Die Folge waren in allen Ländern spürbar. Die einzelnen Parteien radikalisierten sich unter den Ängsten und Nöten der Bevölkerung. Unversöhnlich standen sich daher in vielen Ländern die einzelnen Interessensgruppen gegenüber und immer wieder kam es in ganz Europa zu Streiks, Massendemonstrationen sowie zu radikalen politischen Umstürzen. Auch in Österreich und Deutschland verwandelte sich die ökonomische Unsicherheit zu politischen Radikalismus. Die Tragik in der schwersten Krise ihrer Geschichte die Demokratie erlernen zu müssen, scheiterten die jungen Republiken an radikalen Unvereinbarkeiten ihrer inneren Gegensätze.
DER WEG IN DIE DIKTATUR
Eisenbahnerstreik am 1 März 1933. Ein Kriminalbeamter (Mitte) in Verhandlungen mit streikenden Bahnangestellten.
In Österreich änderte sich 1933 die politische Situation. Nach dem Streik der sozialistischen Eisenbahner, kommt es am Samstag den 4 März 1933 zu einer außerordentlichen Nationalratssitzung. Grundlage der Unzufriedenheit sind die Löhne die im März an die Eisenbahner in drei Raten ausbezahlt werden sollten, sowie die Forderungen der Regierung, nach harten Maßnahmen gegen die Streikenden. Aber dies ist nur die Spitze, grundlegender Gegensätze. Das ganze Land ist von Lohnkürzungen und auch Streiks betroffen, während die Unterstützung für Banken und ein repressives System der Unterdrückung von der christlich – sozialen Regierung Dollfuß vorangetrieben wurde. Vor allem nach dem Bankrott der österreichischen Bank Creditanstalt hatte sich das Klima weiter zugespitzt. Es ist ein Sparpaket, dass auf Kosten der Bevölkerung geht und die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen lässt. Dies vertieft die inneren Widersprüche der jungen Republik, verschärft die Lage der Parteien. So kommt es am 4 März 1933 zur letzten regulären Nationalratssitzung der ersten Republik, die der christlich soziale Kanzler Dollfuß nutzt die lange angestrebte autoritäre Macht zu übernehmen. Ein einfacher formaler Abstimmungsfehler im Parlament, der durchaus geklärt hätte werden können wurde zum Stolperstein der jungen Demokratie. Der sozialistische Nationalratspräsident Renner legte aus taktischen Gründen sein Amt zurück. Auch der zweite Nationalratspräsident der christlich soziale Rudolf Ramek und der dritte Präsident der Großdeutsche Sepp Straffner kommen zu keiner Übereinkunft mit den Parteien, sie legen ebenfalls ihre Ämter zurück. Führungslos löst der Nationalrat sich auf und Kanzler Dollfuß übernimmt mit dem kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetz aus dem Jahr 1917 die Führung des Landes mittels Notverordnung. Am 15 März wird es abermals einen Versuch geben eine Nationalratssitzung abzuhalten. Doch die christlich soziale Regierung wird dies mit Polizeiunterstützung unterbinden. Dollfuß hatte seine Möglichkeit genutzt den führungslosen Nationalrat aus zu schalten, dies sollte auch so bleiben bis 1938 und Hiters Einmarsch in Österreich. Erst 1945 tritt die erste Versammlung des Nationalrates zusammen unter der Vorarbeit des Sozialdemokraten Karl Renner, jener Renner dessen Rücktritt als Nationalratspräsident 1933 zur Auflösung des Parlaments geführt hatte.
Letzte Nationalratssitzung der ersten Republik am 4 März 1933 Quelle: „Interessante Blatt vom 9 März 1933“ Der taktische Rückzug des Sozialisten und Nationalratspräsidenten Dr Karl Renner entwickelte sich zu einem folgenschweren Fehler, es ist das Ende der ersten Republik. Für 12 Jahre wird es keine Demokratie in Österreich mehr geben. Zuerst kam die Diktatur des „austrofaschistischen“ Ständestaates unter Engelbert Dollfuß und Schuschnigg, 1938 dann die Okkupation durch Nazideutschland. 1945 wird es wieder eine „provisorische Demokratie“ unter der Herrschaft der alliierten Mächte geben. Erst 1955 also 22 Jahre nach dieser Sitzung erlangt Österreich seine völlige demokratische Souveränität zurück.
Sozialistische Arbeiterzeitung 8 März 1933
„Angriff auf die Freiheitsrechte“ Die Regierung hebt Versammlungs- und Pressefreiheit durch Verordnung auf.
christlich soziale Reichs Post – 8 März 1933
„Versammlungsverbot, Maßnahmen gegen Dreckhetze, Schmutz und Schund“
15 März 1933 Polizei riegelt das Parlament ab. Die vom dritten Nationalratspräsidenten Straffner einberufene Sitzung ist für viele oppositionelle Politiker nicht zugänglich.
„Demokratie der Weg, Sozialismus das Ziel“ – Die Sozialdemokraten
Nach der Auflösung oder wie Kanzler Dollfuß es formulierte „Selbstausschaltung“ des Parlaments hatte dieser die Macht im Staat übernommen. Eine neuerliche Konstituierung des Parlaments wusste er zu verhindern (Bild oben). Auch der Verfassungsgerichtshof wurde von ihm abgeschafft. Es ist der Weg Österreichs in die Diktatur des Austrofaschismus. Vor allem die Sozialdemokraten will Dollfuß bekämpfen, doch anders als in anderen Ländern sind die Sozialdemokraten oder „Austromarxisten“ keine rein revolutionäre Gruppierung die ihre Ziele mit Hilfe von radikalen Umstürzen oder Revolutionen herbeiführen wollen, auch wenn es immer wieder zu Gewalt in diesen Zeiten kommt. Ihr Ziel ist eine „demokratische Republik“ mit sozialistischen Einrichtungen zur „Überwindung“ bzw „Aufhebung“, des kapitalistischen Systems, das propagierte Mittel hierzu die Demokratie. Bis 1933 vertrat man im Gegensatz zur KPÖ die den Anschluss an Russland vertrat, die Eingliederung an die Weimarer Republik, also dachte an eine „gesamt deutsche Lösung“. Mit der Machtergreifung Hitlers in Deutschland am 30 Januar 1933 strich man diesen Passus aus dem Linzer Parteiprogramm. Dollfuß dessen Partei bei den letzten Wahlen nicht die Führung durch Wählerstimmen erringen konnte, sieht die größte Gefahr für „Staat“ und „Vaterland“ nicht in den Nationalsozialisten, sondern in jenem demokratischen Wahlkonkurrenten der ersten Stunde. Antidemokratisch und unwillig mit den Sozialdemokraten weiterhin Politik zu betreiben setzt Dollfuß auf einen von der Kirche mitgetragenen Faschismus und die Diktatur. Vielleicht ist dies sein folgenschwerster Fehler der Österreich systematisch in den Abgrund reißen wird. Die Sozialdemokraten mit ihrem paramilitärischen „Republikanischen Schutzbund“ setzten sich nach Dollfuß Machtergreifung nicht zur Wehr obwohl es Teil ihres „Linzer Parteiprogramms“ war, im Falle einer Machtübernahme und der Zerstörung der Demokratie durch die Bourgeoisie Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Mehrmals richtete man den Appell an Dollfuß den Nationalsozialismus mit ihnen gemeinsam zu bekämpfen, doch Dollfuß verbot schlussendlich auch die Sozialdemokratie und setzte weiter gestützt durch Mussolini und Italien auf Repression. Angesichts der Übermacht an paramilitärischen Heimwehren Polizei und Militär, die Dollfuß auf seiner Seite hatte, ist es heute schwer zu sagen ob ein schneller gezielter Aufstand, für die Sozialdemokraten Sinn gemacht hätte. 1934 kommt es jedoch zur Auseinandersetzung, zwischen den Parteien, er endet im kurzen aber heftigem „Österreichischen Bürgerkrieg“.
Nach der Verhängung einer „Vorzensur“ für sozialdemokratische Zeitungen kommt es im März zu einem Schriftsetzerstreik. Vereinzelte Druckschriften der Streikenden werden jedoch interessiert gelesen, beschreibt das Interessante Blatt vom 30 März 1933.
KAIN UND ABEL –
Von NSDAP und Christlichsozialen
Auch heute noch ist die Zeit zwischen 1933 und 1938 historisch umstritten. Die Frage des „Austrofaschismus“, auch eine Frage des historischen Verständnisses heutiger staatstragender Parteien. Während die ÖVP sich als Nachfolgepartei der damaligen Christlich – sozialen versteht und sich immer wieder auf die Tatsache beruft, dass Dollfuß im „Kampf“ gegen die Nationalsozialisten sein Leben ließ, wird ihnen vor allem von der SPÖ vorgehalten, dass der „Regime Kanzler“ die Demokratie abschaffte und die Nationalsozialisten als „geistige Brüder“ betrachtete. Hier besitzen beide Meinungsströmungen recht. Es ist ein Kampf „christlicher Patrioten“ die für ein unabhängiges Österreich kämpften, aber auch für einen antidemokratischen klerikal -faschistischen Staat, gegen einen „nationalen Sozialismus“ der NSDAP, der den Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland und den Großreichsgedanken anstrebte aber alles klerikale verachtete. Was die beiden Parteien christlich sozial und nationalsozialistisch einigte, waren Antisemitismus, Antimarxismus, Antikommunismus, sowie eine Form des antidemokratischen „national – autoritären Ideologieverständnisses“. Sahen sich die Parteien christlich sozial bzw. NSDAP in den späten 20iger Jahren und frühen 30igern als Bollwerk gegen Marxismus, Kommunismus und auch Demokratie, begannen die eigentlichen Schwierigkeiten mit Hitlers Griff nach der Regierung in Deutschland 1932 und radikalisierte sich mit dessen und Dollfuß Machtergreifung 1933. Die Nationalsozialisten hatten in Österreich keinen Sitz im Parlament, jedoch gewannen sie bei den Landes und Gemeinderatswahlen 1932 gegenüber den christlichsozialen an Einfluss, sie fischten um Wähler und Gesinnung bei den anderen Rechtsparteien der Großdeutschen Volkspartei und den klerikal Faschisten der christlich sozialen Partei aber auch bei den Sozialdemokraten.
Wir werden nicht dulden, dass dieses unser Österreich auf dem Wege der Chritlichsozialen und der Roten hinuntergeleitet in eine Interessensphäre. die der Deutschlands entgegensteht. Wir wollen kämpfen für den Zusammenschluss Österreich und Deutschlands als einer geschichtlichen Brücke in die Zukunft des deutschen Volkes. Wird Reichsminiter für Justiz Hans Frank in Berlin am 21 Mai 1933 bei einer Demonstration gegen die Regierung in Wien zitiert. (Quelle Arbeiter Zeitungsiehe Bild oben)
Der massive außenpolitische und innenpolitische Druck der auf Österreich ab 1933 und Hitlers Macht in Deutschland begann führte 1933 zum stillen Bruch innerhalb der Partei der Christlichsozialen und danach mit ihren „geistigen Brüdern“ und Konkurrenten von der NSDAP. Wie auf die zunehmende Terrorwelle, Bombenanschläge und den politischen Aufwind der NSDAP reagieren war die Frage des christlich sozialen Regimes jener Zeit. Wie Österreich als unabhängigen klerikal autoritären Staat erhalten, gegen Hitlers Anschlusswillen? Die Nationalsozialisten in die Regimeregierung einbeziehen und so zu kontrollieren, oder sie radikal zu bekämpfen und sie zu verbieten – beides wird man versuchen. Die grundsätzliche Frage der Eigenständigkeit Österreichs war jedoch eine so fundamentale, dass Dollfuß von Anbeginn klar hätte sein müssen, dass es vor allem unter dem Zeichen der Machtergreifung in Deutschland keine Einigung mit der NSDAP mehr geben konnte. Die Nationalsozialisten wussten, dass es nur mehr eine Frage der Zeit sein würde bis Hitler gestützt auf die deutsche Macht, Österreich auf die eine oder andere Weise bezwingen würde. Sie konnten hier ganz offen auftreten, denn die Zeit spielte für die NSDAP. Dollfuß Regierungsverhandlungen mit dem Landesinspekteur der NSDAP Theo Habicht scheinen gleich einem Versuch diese drohende Gefahr „einzubinden“. Doch kam man schlussendlich zu keinen Ergebnissen weder Unterrichtsminister Rintelen noch Bundesheimwehrführer Starhemberg die ihrerseits Verhandlungen geführt hatten. Viel mehr zeigten sich parteiintern Widersprüche bei den Christlich -Sozialen, vom radikalen Kampf gegen die Nazis ist hier die Rede, bis zu äußersten Kompromissbereitschaft gegenüber diesen. Auch die Nationalsozialisten setzten ganz selbstbewusst auf unerfüllbare Forderungen. Mit dem drängen auf Neuwahlen und dem Absetzen Starhemberg dem Führer der christlich sozialen paramilitärischen Organisation der Heimwehren sowie einer Regierungsbeteiligung der NSDAP stellte man den Kanzler vor fast unlösbare Probleme. Die Schwierigkeiten in die er und seine Partei geraten war kosteten ihm schlussendlich den Parteivorsitz. Zuletzt setzte er weiterhin auf Mussolinis Unterstützung gegen Hitler-Deutschland. Ein Verhältnis mit Ablaufdatum, denn Nazideutschland konnte Italien vieles bieten zu dem das kleine Österreich nicht fähig war.
Dollfuß bei einer seiner Besuche im faschistischen Italien August 1933. Der Duce sichtlich selbstbewusst mit nacktem Oberkörper am Strand von Riccione. Links neben ihm Kanzler Dollfuß. Mussolini einst selbst Urgestein des Sozialismus, wird immer wieder hartes Durchgreifen gegen die Sozialistische Partei Österreichs fordern. Dollfuß wichtigster Verbündeter gegen Hitlerdeutschland ist das faschistische Italien. 1933 ist dies politisch noch eine Option 1936 -1938 blauäugige Naivität -bzw Ohnmacht Österreichs. Hitler besetzte schlussendlich Österreich im Einvernehmen mit dem Duce. Mussolini versuchte über Jahre hinweg ein Dreierbündnis Österreich, Ungarn, Italien als „Bollwerk“ gegen den aus dem Norden vordringenden Nationalsozialismus zu bilden. Mit Geld Ausrüstung und Waffen hatte er die „Österreichischen Heimwehren“ unterstützt und forderte immer wieder die Übernahme der Macht und die Einführung eines autoritären Staates im Sinne Italiens. Schon am 20 Mai war Göring in Rom gewesen, da man wusste, dass Dollfuß im Sommer die Reise nach Italien geplant hatte. Der Druck Nazideutschlands auf Österreich hatte seit Machtantritt der Nazis in Deutschland stark zugenommen. Ausschreitungen Gewalt führten zur Ausweisung Reichsdeutscher Bürger zb aus Kufstein, was zu weiteren diplomatischen Spannungen zwischen Berlin und Wien führte.
Dollfuß sah den einzigen Ausweg nicht, denn ideologisiert baute er sich unüberwindbare Mauern und ging nicht auf das Angebot der Sozialdemokraten ein, den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Dollfuß formulierte es folgendermaßen: „Ich bin der Meinung, dass man die nationalsozialistische Bewegung nicht damit bekämpfen kann, dass man unter Rückendeckung der Sozialdemokraten den Nationalsozialismus mit allen Mitteln der Technik und der Schikane bekämpft. Denn das, was im Nationalsozialismus und in seinen Ideen gut und gesund ist, das ist altes christlichsoziales Programm, das aber, was beim Nationalsozialismus hohle Phrase und Demagogie ist, das interessiert uns nicht.“ Dies wird Österreichs Schicksal tief prägen. Er verbot nach weiteren heftigen Terroranschlägen die NSDAP in Österreich und setzte auf Konfrontationskurs. Der Landesinspekteur der NSDAP Theo Habicht wurde schlussendlich abgeschoben und viele hochrangige Nazis verhaftet und eingesperrt. Doch änderte dies an der geschwächten Position der Christlich Sozialen nichts. Die NSDAP war nicht mehr auf zu halten, zu lange hatte man diese im Schatten der christlich sozialen Partei wachsen lassen und die Gefahren nicht berücksichtigt. Dollfuß Widersprüchlichkeit und Schwäche zeigte sich bis zum Schluss. Am 25 Juli 1934 wurde er selbst Opfer seiner unentschlossen Politik die kein starkes Bündnis gegen die Nationalsozialisten hervorbrachte noch die Situation rettete, in dem man die NSDAP durch Einbindung in die Regierung entschärfte (ein selbstmörderischer Plan). Der Nationalsozialist Otto Planetta erschoss Dollfuß während des sogenannten Juliputsches der NSDAP.
WIEN UND DIE NSDAP
„Adol Hitler Haus“ oder das sogenannte „Braune Haus“ Zentrale der Wiener NSDAP Hirschengasse 25 – Wien-Mariahilf
Die Gemeinderatswahlen in Wien 1932 zeigten einen Anstieg bei den Nationalsozialisten die 17,39% der Stimmen erhielten und somit fast gleich auf mit den Christlich – Sozialen mit 20,15% lagen. Doch Wien blieb ganz klar sozialdemokratisch mit 58,85 % der Stimmen. So fielen 15 von den 100 Gemeinderatsmandaten an die NSDAP und sie wurde drittstärkste Partei. Bei den Nationalratswahlen 1930 noch bei 27 450 Stimmen in Wien – Landesweit auf 111 627 kam man nun auf 201 411 Stimmen allein in der Bundeshauptstadt. Ab nun kam es auch immer wieder zu handgreiflichen Übergriffen im Wiener Gemeinderat.
Wiener Nazis demonstrieren gegen das Uniformverbot in dem sie durch „uniformierte“ zivile Kleidung ihrer Gesinnung Ausdruck verleihen. So friedlich dies auch scheinen mag bis 1934 verüben die Nazis weit mehr als 100 Bombenanschläge.
Republikanischer Schutzbund der von der SDAP den Sozialdemokraten „Austromarxisten“ organisiert wurde rüstet ab. Die paramilitärische Organisatin wurde am 30/31 Mai verboten, kurz nach der Gründung der Vaterländischen Front durch das Regime Dollfuß. Doch ist es nur ein taktischer Rückzug. Der Staatsmacht will man nicht ungeschützt ausgeliefert sein. Man legt geheime Lager mit Waffen Ausrüstung und Munition an und geht in den Untergrund. Hausdurchsuchungen führen daher immer wieder zu Spannungen mit dem Regierungsregime. Schlussendlich werden die immer radikaleren Schikanen und Auseinandersetzungen, zum Bürgerkrieg führen. Jedoch als Antwort auf das Verbot ihres republikanischen Schutzbundes organisieren die Sozialdemokraten einen „politschen Spaziergang“ in Wien bei dem (genaue Zahlen sind nicht bekannt) einige 10.000 Menschen als Ausdruck der Solidarität mitmarschiert seien dürften. Wien ist Mehrheitlich sozialdemokratisch auch wenn die Nationalsozialisten in einigen Bezirken 1932 ihre Mandate verdreifachen konnten, ist Wien die „Hochburg“ des Widerstandes gegen das christlich soziale Regime und die NSDAP. Der sozialdemokratische Wiener Bürgermeister Karl Seitz reagierte auf die Auflösung des republikanischen Schutzbundes mit dem Verbot der Wiener Heimwehr der christlich sozialen paramilitärischen Organisation die der damalige Staatssekretär Emil Fey gegründet hatte und der auch maßgeblich am Verbot des Schutzbundes beteiligt gewesen war.
Der jüdische Arbeiter 10.März 1933
„Hitler, Papen und die Juden“
Am 3 April töteten Nationalsozialisten den ehemaligen hochrangigen SA Mann Georg Bell im Bezirk Kufstein. Er war ein ehemaliger Weggefährte Ernst Röhms (sein Sekretär) . Nach Differenzen mit diesem, hatte Bell die NSDAP verlassen und schrieb Artikel für die Sozialdemokraten Österreichs. Als „Verräter“ wurde Bell von Nationalsozialisten hingerichtet.
Die Zeitung beschreibt: Polizeiaufgebot im Hofe der Wiener Elektrizitätswerke (Simmering), in dem eine Suche nach Waffen des Republikanischen Schutzbundes stattfan . Schon am 16 Oktober 1932 kam es in diesem Bezirk zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten, worauf der Staatssekretär und Heimwehrführer Fey ein Aufmarschverbot für die Parteien erließ. Kurz darauf begannen auch die Diskussionen über eine generelle Entwaffnung des Republikanischen Schutzbundes.
TERROR DER NSDAP
Der Terror der NSDAP der sich in Österreich entwickelte ist´ kaum zu beschreiben. Wöchentlich ja in manchen Monaten- täglich findet man in den Zeitungen Zwischenfälle die von kleineren Schlägereien oder Schmieraktionen, einzelnen antisemitischen Vorfällen bis zu groß angesetzten und in mehreren Bundesländern koordinierten Übergriffen reichen. Die Schätzungen für Bomben und Bölleranschläge die 1933/1934 ausgeübt werden liegen zwischen 120 und 140 Attentaten mit zahlreichen Toten und Schwerverletzten. Weiters gibt es Attentate auf Heimwehrführer, Heimwehrmänner Hilfspolizisten und schlussendlich Kanzler Dollfuß selbst. Es kommt zu Übergriffen auf den Straßen bei Kundgebungen den Universitäten in Lokalen und Parteiversammlungen. Auch Nationalsozialisten werden bei Angegriffen getötet. ´Die deutsche NSDAP finanziert die Aktionen in Österreich und unterstreicht ihre Handlungen mit Drohungen und schlussendlich Wirtschaftssanktionen. Nach Hitlers Sanktion gegen Österreich der sogenannten 1000 Mark Sperre (27 Mai) kommt es im Juni 1933 zum Höhepunkt des Terrors durch Bombenanschläge 1933. Diese Serie endet mit dem Verbot der NSDAP in Österreich am 19 Juni.
Auflösung des „Deutschen Studentenbundes“ in Innsbruck. Kanzler Dollfuß versuchte die Nationalsozialistischen Organisationen zu zerschlagen. Noch vor dem Verbot der Partei errangen die Nazis in Innsbruck bei den Gemeinderatswahlen am 23 April 1933 41,1 Prozent. Am 29 Mai kam es abermals zu schweren Auseinandersetzungen zwischen nationalsozialistischer Studenten und Heimwehren in Innsbruck mit 43 Verletzten. Erst am 19 Juni 1933 nach heftigsten Auseinandersetzungen und Bombenanschlägen der braunen Partei in ganz Österreich wird die NSDAP in Österreich verboten.
Anlässlich der 500 Jahre Türkenbefreiungsfeier Versammlung im Schloss Schönbrunn: Dolfüß ist bemüht österreichisch patriotischen Geist zu stärken. Unzählige Aufmärsche Heldengedenken und Demonstrationen zeugen 1933 hiervon. Heimwehrmannschaften aus ganz Österreichs versammelten sich schlussendlich in Wien Schloß Schönbrunn (Bild oben) der Höhepunkt der Feierlichkeiten zur „Türkenbefreiung“ am 14 Mai 1933.
christlich soziale Zeitung Reichs Post vom 28 Mai 1933 titelt
„Deutsche Grenzsperre gegen Österreich“ „Mit der Waffe des Boykotts“
Am 27 Mai 1933 verhängte die deutsche Reichregierung gegen Österreich ein „Einreiseverbot“. Jeder Reichsdeutsche der Österreich besuchen wollte musste 1000 Reichsmark hinterlegen, ein Boykott der österreichs Wirtschaft hart trifft. Wie auch aus dem Text hervorgeht ist dies eine initiierte Maßnahme der Reichsregierung auf Veranlassung österreichischer Nationalsozialisten die hier ihre Antwort auf das Uniform, Fahnen, und Demonstrationsverbot der Regierung geben. Die Reichs Post das Sprachorgan der christlich sozialen Regierung erkennt darin einen „Deutsch – Deutschen Bruderkrieg“. Es ist ein Punkt an dem es für beide Seiten kein zurück mehr gibt. Die Verhandlungen um eine „mögliche“ Einbindung der NSDAP in die Regierungsgeschäfte waren fehlgeschlagen, so beginnt nun eine Terrorwelle die Österreich hart treffen wird und mit dem endgültigen Verbot der NSDAP endet.
Universität Wien kommt es am 27 Mai 1933 wieder einmal zu Auseinandersetzung. Dieses mal zwischen katholischen Studenten und Nationalsozialisten anlässlich der 50 jährigen Gründungsfeier der „Norica“ – Verbindung zu der auch Regimekanzler Dollfuß und wissenschafts und Justizminister Kurt Schuschnigg geladen waren. Nach heftigen Auseinandersetzungen wie das „kleine Blatt“ vom 28 Mai berichtete und Hilferufen die bis auf die Straße hallten sowie „Verletzte welche die Stufen herunter wankten“ kam Polizeiaufgebot um die Veranstaltung zu beschützen. Doch konnte man anscheinend die „krawallierenden“ Nazis nicht gleich festsetzen ja man betrat die Universität vorerst nicht sondern besetzte die Rampe davor. Die Nazis schafften es jedoch immer wieder die Polizeikette zu durchbrechen und Verstärkung zu organisieren. Als Dollfuß bei der Universität ankam wurde er ausgepfiffen und „kehrte sofort um„. Auch Schuschnigg kam nicht in die Universität, weil in ihr die Schlägerei andauerte. Als Polizei Verstärkung eintraf gab laut „Kleine Blatt“ Schuschnigg persönlich den Befehl das Gebäude zu betreten. Nach einigen Minuten dürfte man dann die Situation unter Kontrolle gebracht haben und die Nazis aus dem Gebäude verdrängt. Durch berittene Polizei wurden die Nationalsozialisten bis zum Schottenring getrieben. Nach der Feier gab es jedoch erneut eine Auseinandersetzung im Gasthaus „Mensa Akademika“ die ebenfalls einen Polizeieinsatz erforderte. Auch in Klagenfurt kam es an diesem Tag in einem Gathof zu Auseinandersetzung zwischen „christlich sozialen Luegerbündlern“ und Nationalsozialisten.
DIE HOCHSCHULFRAGE -ÖSTERREICHS GESPALTENE IDENTITÄT
Nach jahrelangen Auseinandersetzungen an den Hochschulen und Übergriffen vor allem von Nationalsozialisten auf jüdische, sozialistische oder katholische Studenten, hatte sich das Regime Dollfuß schlussendlich dazu entschlossen unter dem Druck der katholischen Studenten den „Deutschen Studentenbund“ zu verbieten. Der Deutsche Studentenbund fungierte als Dachverband in dem sich rechtkonservative bis nationalsozialistische Ideologien tummelten.1932 zogen sich die die katholischen Studenten immer mehr von diesem Verein zurück, da die Nationalsozialisten immer wieder mit Terror und Drohungen agierten. Die wahllos prügelnden Nazis die mehrmals Vorlesungen aufsuchten und studierende attackierten hatten den Bogen überspannt. Der damalige Unterrichtsminister und spätere Kanzler Kurt Schuschnigg reagierte spät aber doch . Er verbot Vereine und Gruppierungen auch jene die nichts mit der Universität zu tun hatten und immer wieder von außerhalb Terror in die Universitäten trugen. Zu guter letzt versuchte man eine „Österreichische Hochschülerschaft“ zu etablieren, ein schwieriges Unterfangen angesichts der mehrheitlich deutsch nationalen Identität an Österreichs Hochschulen, die sich nicht nur nach dem ersten Weltkrieg entwickelt hatte sondern dessen Traditionen viel tiefer lagen – Mit dem Ausscheiden der Habsburgermonarchie aus dem Deutschen Bund 1866/1867 radikalisierte sich der Wunsch zurück in ein „deutsches Bündnis“ zu gelangen und später in das Deutsche Reich. Österreichs Identität an den Hochschulen war daher zutiefst deutsch national geprägt und für Anschlussgedanken an das Dritte Reich. Deswegen stellte die Hochschülerschaft einen hohen Anteil an Nationalsozialisten, denn nichts war ihnen sehnlicher als die „Schmach“ von 1866 rückgängig zu machen und österreichs Wirtschaft im Reich abgesichert aufgehen zu sehen. Die „Österreichischen Deutschen“ trugen daher eine besonders radikale Form, antisemitischer „deutsch arischer Vorstellungswelt“ mit sich, die sich in der untergehenden Habsburgermonarchie im „Nationalitätenkonflikt“ mit den tschechischen, polnischen, ungarischen usw. Reichsteilen ins unermessliche gesteigert hatte. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 zeigte sich dieser Widerspruch österreichischer Identitätskonflikte, denn durchgehend bis auf die KPÖ suchten alle Parteien seit Ende des 1 Weltkrieges für geraume Zeit ihr „Heil“ in Anschlussplänen an die Weimarer Republik. Hitler wird von vielen als Befreier erwartet und die nationalsozialistische Bewegung als die Heilskraft, dieser inneren Widersprüchlichkeiten.
Am 11 Juni kam es zu einem Schussattentat auf den Innsbrucker Heimwehrführer Steidle durch Nationalsozialisten. Links neben ihm Graf Starhenberg.
Verhandlung vor dem Schöffensenat. Der Angeklagte Nationalsozialist Franz Lapitza hatte am 12 Juni mit seinem Komplizen versucht das Cafe „Produktenbörse“ mit 2 Koffern in denen je 10 Kilo Sprengstoff gepackt waren in die Luft zu sprengen. Es gelang ihm anscheinend nicht eine der Lunten anzuzünden worauf die Täter nervös flohen und den Sprengstoff zurückließen. Am gleichen Tag warf ein weiterer Nationalsozialist in das Juweliergeschäft von Norbert Futterweit auf der Meidlinger Hauptstraße eine Bombe. Futterweit der das tickende Päckchen unwissend vor die Tür seines Geschäftes trug explodierte mit diesem. Sechs Personen wurden schwer verletzt, einer verstarb. Am Elterleinplatz warf ein anderer Nationalsozialist zur gleichen Zeit eine Tränengasbombe in ein Delikatessengeschäft. In Währing und in der inneren Stadt zerschlug man Scheiben eines Geflügelgeschäftes und einer Zeitung. Zuletzt sammelten sich die Nazis am Burgring um grölend und Knallkörper schmeißend in Richtung Rathaus zu marschieren, wobei viele Menschen die dem Mob nicht ausgewichen waren „angepöbelt“ und eingeschüchtert wurden. In Graz verbarrikadierten sich Braunhemden auf der Universität und in Salzburg kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Sicherlich steht dieses plötzliche Aufflammen der Gewalt mit der Weltwirtschaftskonferenz in Zusammenhang. Dollfuß der sich auf dieser in London aufhielt bekam sofort aus aller Welt moralischen Beistand ausgesprochen. für die Nazis ist es jedoch die Möglichkeit für direkte internationale Medienpräsenz.
Am 14 Juni 3Uhr 13 nachts, warfen Nationalsozialisten einen Sprengkörper auf das Kaufhaus H.A.K in Wieden Favoritenstraße 68.
Die Stelle des Attentats in Krems am 19 Juni 1933 Quelle: Welt Blatt 14 Juni 1933
Am 19 Juni kam es abermals zu einem Anschlag, dieses mal auf eine ganze Gruppe von Hilfspolizisten die nicht zufällig auch der Heimwehr nahestanden und der „christlich deutschen Turnerschaft“ angehörten. Die 56 Mann marschierten von einer Schießübung mit dem Infanterieregiment Nr 6 zurück, als zwei junge Männer drei Handgranaten in die Gruppe der Hilfspolizisten warfen. Geistesgegenwärtig reagierte einer der Wehrmänner und warf eine der Granaten auf die Seite, die anderen zwei detonieren. Berichte sagen dass einigen der Bauch aufgerissen wurde, einer verliert sein Bein zwei sind so schwer verletzt, dass man ihnen die Sterbesakramente erteilt. Sofort durchstreift man die umgebenden Wälder und abends kommt man auch zu einem Ergebnis. Einer der Attentäter ist der 21 jähriger Handelsangestellte und SA Scharführer Herbert Mosel, der die Tat nicht leugnet. Sein Helfer Adolf Weichselbaum war entkommen. Doch die direkten Zusammenhänge erkennen die Polizisten erst nach den Aussagen von Herbert Mosel sein Bruder Heinrich Mosel ist Mitglied jenes Infanterieregiments 6 mit dem die Hilfspolizisten ihr Training abhielten. Er hatte seinem Bruder auch jene Stelle die er für geeignet hielt das Attentat zu vollziehen gezeigt. Am 6 Juli starb der Hilfspolizist Franz Blamoser an den Folgen seiner Verletzungen.
Landesinspekteur der NSDAP in Österreich Theo Habicht (Mitte) und links sein Adjutant Steinort nach ihrer Ausweisung aus Österreich in Berlin. Am 19 Juni 1933 nach den massiven Ausschreitungen Demonstrationen und Bombenanschlägen wird die NSDAP in Österreich verboten. Viele hochrangige Nazis werden ausgewiesen darunter auch Habicht und seine Mannschaft die kurz zuvor noch mit Dollfuß über eine Regierungsbeteiligung verhandelten.
Der christlich soziale niederösterreichische Landeshauptmann Reither bei seinem Antrag der Aberkennung der nationalsozialistischen Mandate im niederösterreichischem Landtag (wie auch in anderen Bundesländern). Sozialdemokraten und Christlichsoziale bildeten dabei die Mehrheit und der Antrag konnte angenommen werden. Dollfuß ideologische „Scheukappen“ verhinderten jedoch jede zielführende Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten und seiner Partei. Diese breite Front hätte womöglich die schwierige innenpolitische Lage gegenüber den Nationalsozialisten bereinigen und Österreich mehr Widerstandskraft verleihen können. Außenpolitische Spannungen vor allem mit Mussolini wären jedoch die Folge gewesen, der von Dollfuß vor allem einen radikalen Kampf gegen die Sozialdemokraten forderte.
Große Kundgebung der Nationalständischen Front in Graz . Es kommt zu Auseinandersetzungen mit Nationalsozialisten und zu zahlreichen Verhaftungen.
Katholikentag 1933 im Bild die Karlskirche mit großen leuchtenden Kreuz.
Am 23 September verabschiedete das christlich soziale Regime die Verordnung über die Errichtung von „Anhaltelagern“ (Wöllersdorf). Es ist ein Lager für alle oppositionellen Politiker bzw politisch aktiven vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Nazis. Mehr als 800 Gefangene wurden hier jahrelang festgesetzt.
Gedenkfeier für den am 10/11 November 1933 von einem Nazi ermordeten Hilfspolizisten Ewald King der an der Vorarlberger Grenze Wachdienst hatte. Der Mörder ein NSDAP Mann floh per Boot über den Bodensee Richtung Lindau.
Der nationalsozialistischer Wehrmann Rudolf Drtil wurde nach seinen Anschlag auf Kanzler Dolfuß zu 5 Jahren schwerer Kerkerhaft verurteilt. Am 3 Oktober vor dem christlich sozialen Club im Parlament eröffnete Drtil das Feuer auf Regimekanzler Dollfuß, der nur leicht verletzt wurde.
Kleine Blatt vom 11 November 1933
„Einführung der Todesstrafe“
Am 10 November 1933 führte das christlich soziale Regime erneut die Todesstrafe in Österreich ein. Dies wird nachhaltige Folgen haben, vor allem für den österreichischen Bürgerkrieg in dem man sozialdemokratische Schutzbündler hinrichten wird .
14 November 1933 . In vielen Augen sind Hitlers Intentionen leicht durchschaubar, immer wieder hörte man jedoch in meiner Generation von älteren Menschen, „Wir wussten nicht was Hitler vor hatte“. Prophetische Karikatur aus dem November 1933 aus dem sozialdemokratischen „Kleine Blatt“
Winterhilfswerk in Wien im Dezember 1933, Pakete für Arbeitslose und verarmte.