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30 Jänner 1942 Ostministerium und die Judenfrage

30 JÄNNER

Ostminister Alfred Rosenberg

Am 30.Januar 1942 berief der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete eine Besprechung ein, auf der die Ergebnisse der Wannsee-Konferenz schon deutlich sichtbar wurden. Das R.u.Pr.MdI (Reichs- Ministerium des Inneren) war durch Ministerialrat Dr. Lösener aus der Abteilung I vertreten. Es wurde über den Entwurf einer Verordnung verhandelt, mit der für die besetzten Ostgebiete bestimmt werden sollte, wer als Jude zu behandeln sei. Die vorgesehenen Bestimmungen gingen noch weit über die §§2 und 5 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz hinaus. Nach der Aufzeichnung über den Verlauf der Besprechung sollte die Vorschrift folgenden Wortlaut erhalten:

“2) Jude ist, wer sich zur jüdischen Religionsgemeinschaft oder sonst als Jude bekennt oder bekannt hat oder dessen Zugehörigkeit zum Judentum sich aus sonstigen Umständen ergibt.

3) Dem Juden wird gleichgestellt, wer einen Elternteil hat, der Jude im Sinne des Abs.1 ist.

4) In Zweifelsfällen entscheidet der Generalkommissar (Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD) oder die von ihm beauftragte Stelle mit allgemein bindender Wirkung.”

Die Niederschrift enthält auf S.4 und 6 noch folgende aufschlussreiche Ausführungen:

“Dr. Wetzel entgegnete darauf, dass in Folge der zu erwartenden Lösung der Judenfrage politische Gefahren aus der Gleichstellung jüdischer Mischlinge aus den Ostgebieten nicht zu erwarten seien. Der Vertreter der Parteikanzlei, Oberregierungsrat Reischauer, erklärt anschliessend, dass er schon im Hinblick darauf, dass das fremdvölkische Blut nicht so wertvoll sei wie das deutsche, besondere Gefahren bei einer Gleichstellung der jüdischen Mischlinge ersten Grades nicht erblicken könnte.

Der Vertreter des Reichssicherheitshauptamtes, Dr. Neifeind, wendet sich dagegen, dass die Entscheidung bezgl. der Frage, wer Jude sei, in Zweifelsfällen beim Gebietskommissar liegen solle. Die Lösung der Judenfrage sei Aufgabe der Sicherheitspolizei und des SD.

Sturmbannführer Suhr bat, auch die Frage der Mischehen in dem Ausführungserlass zu regeln. Man wurde sich darüber einig, dass Juden, die in Mischehen leben, keiner anderen Behandlung wie die anderen Juden unterliegen sollen und dass dies im Erlass zum Ausdruck gebracht werden sollte.”

Die Mischlinhgsfrage sollte für die Nationalsozialistische Diktatur vorerst noch ungeklärt bleiben erst 1943 mit der sogenannten 12 Verordnung zum Reichsbürgergesetz wir man eine neuerliche Verschärfung für diese Gruppe jüdischer Menschen, die nicht Staatsbürger des Deutschen Reiches waren einführen. Um die Frage der jüdischen Menschen in Mischehen näher zu erörtern wird man im März eine neuerliche Sitzung im Reichssicherheitshauptamt der SS einberufen, in der man vorallem den Sterilisationsplan erörtern sollte.

siehe 6 März 1942 auf Shoaportal –

Quelle:

30 Januar
zitiert nach dem Gerichtsverfahren gegen Ministerialrat des Reichsinnenministeriums Globke JU NSV Lfd.Nr.1068 zu Verfügung gestellt von der juristischen Fakultät Universität Amsterdam

13 – 17 Dezember 1942 Jud Süss – Zigeunerfrage – Alliierten Regierungen und der Massenmord

DEZEMBER 42

Deutsche Juden zweiten Grades dürfen, so entscheidet das Reichserziehungsministerium für Medizin Zahnmedizin und Pharmazie immatrikulieren nicht aber für Veterinärmedizin, weiters wird klar gestellt, dass jene keine Möglichkeit der Berufsausübung erhalten werden.

13 DEZEMBER

Moshe ein jude aus den Niederlanden notiert nach dem er sich den Nazi Propagandafilm JUD SÜSS angesehen hatte in sein Tagebuch

” Was ich dort gesehen habe brachte mein Blut in Wallung, ich war rot im Gesicht als ich heraus kam. Mir wurden die bösartigen Ziele dieser üblen Leute klar – wie sie das Gift des Antisemitismus in das Blut der Nichtjuden injizieren möchten. Während ich mir den Film ansah, fiel mir plötzlich ein, was der Böse in einer seiner Reden gesagt hatte: Ganz gleich, welche Seite den Krieg gewinnt, der Antisemitismus wird sich immer weiter ausbreiten, bis die Juden nicht mehr sind. In diesem Film habe ich die Mittel gesehen, die er benutzt um sein Ziel zu erreichen … Die Art und Weise, in der Eifersucht, Hass und Abscheu hervorgerufen werden, ist einfach unbeschreiblich. … Die Juden werden der Welt so hassenswert gemacht, daß nichts, was irgendjemand tun kann, in der Lage sein wird, sein Werk rückgängig zu machen.”

16 DEZEMBER – DIE ZIGEUNERFRAGE

(Bild Quelle: Bundesarchiv Berlin)

Eva Justin bei ihrem Studium der Zigeuner. Forschung im Sinne der Volkshygiene. Forschungsobjekte werden später nach Auschwitz deportiert um in den Gaskammern umzukommen-

Himmlers Befehl für das Reichsgebiet ergeht “Zigeunermischlinge, Rom Zigeuner, und nicht deutschblütige Angehörige zigeunerischer Sippen balkanischer Herkunft“ in Konzentrationslager einzuweisen. Nicht deportiert werden sollten angepasste Zigeuner wobei man dies nicht näher definierte was unter angepasst zu verstehen sei. Die Zigeunerfrage ist wie man heute weiss für Himmler keine klare. Für den Reichsführer SS unterschieden sich die Zigeunerstämme in drei große Gruppen Sinti, Roma und Lalleri. Für Himmler waren die Zigeuner einst Arier die auf ihren langen Wanderschaften sich mit anderen minderwertigen Rassen vermischten und so zu jenem minderwertigen Volk herabsanken, dass in den Augen der Rassenhygieniker aus dem “Volkskörper” entfernt gehörte. Dem entsprechend scheint Himmlers “Zigeunerpolitik” widersprüchlich. In Polen hatte man zu Beginn des Feldzuges tausende Zigeuner liquidiert. Im September 1942 beauftragte das Ahnenerbe sich der Zigeunersprache und deren Sitten anzunehmen, und im Oktober erging eine Weisung des RSHA worin reinrassige Zigeuner etwas Bewegungsfreiheit erhalten sollten. Grundsätzlich stellte dies einen Widerspruch zu den Vorstellungen der Parteikanzlei der sich Himmler schlussendlich fügte, in dem er diese Weisung verfügte. Die Untersuchungen jedoch die man in der Zigeunerfrage durchführte sollte von dem Experten Dr Ritter durchgeführt werden. Ritter war überzeugt von dem Gedanken dass die einst rassereinen arischen Zigeuner durch ihre langen Wanderungen und Rassenvermischung asozial und kriminell wurden. Seine Assistentin Eva Justin stellte hierzu genauere Studien an. Für ihre “Untersuchungen” hatte man 39 elternlose Zigeunerkinder in einem katholischen Kloster untergebracht. Hier studierte Justin die Arteigenheiten der Zigeuner um ihre Doktorarbeit zu schreiben. Im Mai 1944 nach dem Justin ihre Studien abgeschlossen hatte veranlasste man die Deportation der Kinder nach Auschwitz in das sogenannte Zigeunerlager. Die meisten von ihnen wurden am 3 August 44 im Verlauf der Auflösung des Zigeunerlagers mit etwa 2900 Zigeunern in den Gaskammern ermordet. Insgesamt wird die Zahl der in Auschwitz durch Gas getöteten Zigeuner heute auf etwa 5600 geschätzt. In den sowjetische Gebieten schätzt man die Opfer auf mindestens 10 000 im Generalgouvernement ca 8000, in Serbien etwa 1000 in der Slowakei ab dem Sommer 44 etwa 1000. In Ungarn ab Ende 44 deportierte man viele zur Zwangsarbeit. Im Westen hingen Niederlande, Belgien, Frankreich, setzte man gegen die Zigeuner auf etwas “mildere Methoden” in dem man sie Zwangskontrollen unterzog trotzdem schätzt man die Opfer auf einige hundert Menschen.

Am 17 DEZEMBER

Alle Alliierten Regierungen und das Freie Französische Nationalkomitee gaben bekannt, dass sie über den Umstand bescheid wüssten dass die europäischen Juden vernichtet würden, sie gelobten offiziell die für diese Verbrechen verantwortlichen einer Vergeltung zuzuführen.

“Die…alliierten… Regierungen und das Französische Nationalkomitee sind auf zahlreiche Berichte aus Europa aufmerksam gemacht worden, denen zu Folge die deutschen Behörden sich nicht damit begnügen, Personen jüdischer Rasse in allen iher barbarischen Herrschaft unterworfenen Gebieten die elemtarsten Menschenrechte zu verweigern, sondern jetzt die oft wiederholte Absicht Hitlers verwirklichen, die jüdische Bevölkerung in Europa auszurotten. Aus allen besetzten Ländern werden Juden unter abstoßend grauenhaften und brutalen Bedingungen nach Osteuropa transportiert. In Polen das zum wichtigsten nationalsozialistischen Schlachthof gemacht worden ist, werden aus den durch die deutschen Invasoren errichteten Ghettos alle Juden bis auf einige hochqualifizierte, für die Kriegsindustrie benötigte Arbeiter entfernt. Von keinem dieser Weggeführten hört man jemals wieder etwas. Die Arbeitsfähigen werden in Arbeitslagern langsam zu Tode geschunden. Die Schwachen werden dem Kälte und Hungertod ausgesetzt oder in Massenexekutionen planvoll hingemordet. Die Zahl der Opfer dieser blutigen Grausamkeiten wird auf viele hundertausende vollkommen unschuldiger Männer, Frauen und Kinder geschätzt. Die oben genannten Regierungen und das Französische Nationalskommitee verurteilen aufs schärfste diese bestialische Politik einer kaltblütigen Ausrottung. Sie erklären,  daß solche Vorkommnisse nur den Entschluss aller freiheitsliebenden Völker bestärken können, die barbarische Hitler-Tyrannei zu stürzen. Sie bekräftigen noch einmal ihren feierlichen Beschluß, dafür Sorge zu tragen, daß die für diese Verbrechen Verantwortlichen ihrer Strafe nicht entgehen, und die zur Erreichung dieses Zieles erforderlichen praktischen Maßnahmen durchzusetzen.”

QUELLEN:

1) 13 DEZ zitiert aus Saul Friedländer Jahre der Vernichtung dieser zitierte aus MOSHE Flinker Young Moshes Diary The Spiritual Torement of a jewish Boy in Nazi Europe hrsg Shaul Esh und Geoffry Wigoder, Jerusalem 1971 S42

2)17 DEZ zitiert aus Saul Friedländers Pius XII und das Dritte Reich S117 wobei Friedländer den Text aus dem U.S Department of State Bulletin, BD.VII (Washington 1942) zitiert

3) 16 Dezember Zigeunerfrage ist aus Peter Longerich Heinrich Himmler Biografie – jedoch muss ich noch die Seite ergänzen -Entschuldigung –            _____________________________________________

1940 – Frankreich, Vichy / Exil, Niederlande, Belgien, Slowakei und die jüdische Frage –

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Das Kabinett Petain August 1940 –  (Quelle: Bundesarchiv Berlin)

„Ich bin der Ansicht, dass der französische Boden nicht aufgegeben werden darf und dass das Leiden, das dem Vaterland und seinen Söhnen bevorsteht, angenommen werden muss. Die französische Wiedergeburt wird Frucht dieses Leidens sein. Ich werde mich weigern, den Boden des Mutterlandes zu verlassen, ich werde bei dem französischen Volk bleiben, um seine Leiden und sein Elend zu teilen wenn nötig, außerhalb der Regierung. Der Waffenstillstand ist in meinen Augen die notwendige Bedingung für ein Weiterleben des ewigen Frankreich.“  Petain am 13 Juni 1940

Hundertvierzig Jahre nach der Emanzipation der Juden in Frankreich, werden durch Marschall Petains Kabinett und aus eigenem Antrieb die ersten “Judengesetze” verabschiedet. Dreyfuss Affaire, Staviski Affaire, Sozialistische Regierung Blums, verschärften den Antisemitismus in Frankreich. Der Effekt des Ersten Weltkrieges in denen Juden an der Seite Frankreichs gekämpft hatten führte in den Zwischenkriegsjahren zu einem Rückgang des Antisemitismus der in der französischen Geschichte lange Zeit keine zentrale Rolle gespielt hatte. Im Gegensatz zu Deutschland in der die extreme Rechte, aber auch die bürgerliche Rechte aus Angst vor, den Sozialisten und Kommunisten, den jüdischen Menschen die Schuld an der „Niederlage“ gaben.

Zur Niederlage der Franzosen titelte der Völkische Beobachter in seiner Sondernummer DIE SCHULD FRANKREICHS, die man hier eindeutig als “rassische” und so auch politische darstellen versucht (Quelle: Shoa Portal Vienna)

Vor dem Krieg gab es in Frankreich etwa 370 000 Juden, vermutlich die Hälfte waren keine französischen Staatsbürger. Von diesen waren etwa 55 000 erst zwischen 33-39 ins Land gekommen.

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Die französischen Juden hatten ihren Platz als “Familles Spirituelles” gefunden. Doch änderte sich das Klima in den dreißiger Jahren. Blum- Regierung, jüdische Zuwanderung und Skandale brachten dem Antisemitismus wieder in Aufschwung. So kam es selbst zu einer Spaltung der Juden mit französischer Staatsbürgerschaft und jenen die schön länger Eingewandert waren zu jenen die neu zugewandert waren, aus Angst ihren Status zu verlieren. Es gab zwar Hilfsorganisationen der französischen Juden, doch die Gefahr der neuerlichen Welle des Antisemitismus, brachte die französischen Juden dazu besonders ihre Brüder aus dem Osten mit zwiespältigen Gewissen zu betrachten. Die französische Regierung erwog die Möglichkeit eigener “Ausländereinheiten” also  die Juden auch in das französische Heiligtum der Armee einzubinden, doch verwarf man diesen Plan, nach der Übereinkunft Hitler und Stalins, aus Angst vor kommunistischen Juden, und möglicherweise Juden die mit Nazideutschland sympathisierten.

So einigte man sich am 18. Nov. 1939 auf die Internierung von Juden aus dem Osten in Lagern um sie einer “Kontrolle zu unterziehen.”

Nach der Überprüfung wurden sie nach einigen Wochen wieder freigelassen. Diese Lager benutzten die Nazis später jedoch auch um Juden aus dem Altreich (zb Saarpfalz) zu deportieren. Als die Nazideutschland den Krieg gegen Frankreich zu gewinnen drohte, internierte man alle staatenlosen Juden und jene die in Deutschland geboren wurden wieder in den selben Lagern. (Alter zwischen 17 und 55 Jahren) in dem man sie aufforderte sich an Sammelpunkten einzufinden. Die meisten die diesem Aufruf folgten konnten nun nicht mehr entkommen und so begann ihr Weg in den Tod schon bevor die Nazis überhaupt “Herrscher” über Frankreich wurden.

Ungefähr 100 000 Juden nutzten die Wirren “La Debacle” des Krieges  und flohen in den Süden. Etwa 40 000 Juden aus Belgien 15 000 aus dem Elsass waren zuvor schon Richtung Süden in die von den Deutschen nicht besetzte Zone aufgebrochen. Später als die jüdischen Menschen merkten, dass auch die Vichyregierung sich massiv an Deportationen beteiligte flohen viele von ihnen in den Südöstlichen Teil Südfrankreichs der von den Italienern besetzt gewesen war. Die Italienische Regierung unter Benito Mussolini versuchte über Jahre die jüdischen Menschen vor ihren Naziverbündeten zu schützen. Erst mit der Besetzung Italiens durch die deutsche Wehrmacht sowie SS beginnt man auch dort gezielt jüdische Menschen zu verfolgen und zu deportieren, zu ermorden.

10 JULI

Petainum1942.

Das Chambre de Deputes (Abgeordnetenhaus) und der Senat übertrugen die Exekutivgewalt auf Petains Kabinett (570 Ja-Stimmen, 80 Nein-Stimmen und 21 Enthaltungen) er wurde in der nicht besetzten Zone zum Staatschef und Regierungschef (84 Jahre alte Petain ) der „Etat Francaise“ (Staat Frankreich) war neu geboren mit dem Motto TRAVAIL, FAMILLE, PATRIE (Bild Quelle: Spiegel Geschichte Heft  3 | 2010 – Bild um ca. 1942 )

18 JUNI

Ansprache des Generals Charles de Gaulle am 18. Juni 1940 in der BBC

„NICHTS IST VERLOREN“

„Die Führer, die seit vielen Jahren an der Spitze der französischen Streitkräfte stehen, haben eine Regierung gebildet. Diese Regierung, die sich auf die Niederlage unserer Streitkräfte beruft, hat sich mit dem Feind ins Benehmen gesetzt, um den Kampf einzustellen. Gewiss, wir wurden, wir sind bis heute überwältigt von der mechanisierten Schlagkraft des Feindes zu Lande und in der Luft. Sehr viel mehr als ihre bloße Zahl zwingen uns die Panzer, die Flugzeuge und die Taktik der Deutschen zum Rückzug. Es sind die Panzer, die Flugzeuge, die Taktik der Deutschen, die unsere Führer überrascht und sie in die heutige Situation gebracht haben. Aber ist das letzte Wort schon gesprochen? Muss die Hoffnung begraben werden? Ist die Niederlage endgültig? Nein! Glauben Sie mir, mir, der Ihnen in Kenntnis der Lage sagt, dass nichts verloren ist für Frankreich. Die gleichen Mittel, die uns besiegt haben, können eines Tages den Sieg herbeiführen. „

22 JUNI

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Kundmachung in London Juli 1940- General de Gaulle ruft alle Franzosen auf, mit ihm zu kämpfen, um Frankreich zu retten. (Bild Quelle: charles-de-gaulle.de )

 Am 22 hält General de Gaulle erneut eine Rede anlässlich der Kapitulation während er in London bemüht ist die zerstreuten französischen Einheiten zu sammeln und eine Exilregierung  zu bilden :

Die französische Regierung hat um den Waffenstillstand nachgesucht und kennt jetzt die vom Feind diktierten Bedingungen.

Aus ihnen ergibt sich, dass die französischen Land-, See- und Luftstreitkräfte vollständig demobilisiert, unsere Waffen ausgeliefert, das französische Staatsgebiet besetzt würden und die französische Regierung in die Abhängigkeit von Deutschland und Italien geriete.

So würde denn dieser Waffenstillstand nicht nur Kapitulation, sondern zudem Knechtschaft bedeuten.

Doch viele Franzosen finden sich weder mit der Kapitulation noch mit der Knechtschaft ab, denn dagegen stehen die Ehre, der gesunde Menschenverstand und das höhere Interesse des Vaterlandes.

Die Ehre! Denn Frankreich hat sich verpflichtet, die Waffen nur im Einvernehmen mit den Alliierten niederzulegen. So lange die Alliierten den Krieg fortsetzen, hat seine Regierung kein Recht, sich dem Feind zu ergeben. So haben die polnische Regierung, die norwegische Regierung, die belgische Regierung, die holländische Regierung, die luxemburgische Regierung – obwohl vom eigenen Territorium verjagt – ihre Pflicht verstanden.

Gesunder Menschenverstand! Denn es ist absurd, den Kampf verloren zu geben. Ja, wir haben eine schwere Niederlage erlitten. Ein falsches Militärsystem, die bei der Führung der Operationen begangenen Fehler, die Selbstzweifel der Regierung während der letzten Kämpfe haben uns die Schlacht um Frankreich verlieren lassen. Aber uns bleiben ein riesiges Weltreich, eine intakte Flotte, viel Gold. Uns bleiben Verbündete mit gewaltigen Ressourcen, die zudem die Meere beherrschen. Uns bleiben die gigantischen Möglichkeiten der amerikanischen Industrie. Dieselben Kriegsumstände, die uns mit 5000 Flugzeugen und 6000 Panzern niederwarfen, können morgen mit 20 000 Panzern und 20 000 Flugzeugen den Sieg bringen.

Höheres Interesse des Vaterlandes! Denn dieser Krieg ist kein französisch-deutscher Krieg, den eine Schlacht entscheiden könnte. Dieser Krieg ist ein Weltkrieg. Niemand weiß, ob die heute neutralen Völker es auch morgen sein, noch ob die Verbündeten Deutschlands immer seine Verbündeten bleiben werden. Wenn nun die Kräfte der Freiheit letztendlich über jene der Knechtschaft triumphierten – welches wäre dann das Schicksal eines Frankreich, das sich dem Feind unterworfen hätte?

Die Ehre, der gesunde Menschenverstand, das Interesse des Vaterlandes gebieten allen freien Franzosen, den Kampf dort fortzusetzen, wo sie sind, und so, wie sie es können.

Darum ist es nötig, überall, wo dies geht, eine möglichst große französische Streitmacht aufzustellen. Alles, was sich an französischen Militäreinheiten oder französischen Rüstungskapazitäten sammeln lässt, muss überall, wo es sie gibt, organisiert werden.

Ich, General de Gaulle, unternehme hier in England diese nationale Aufgabe.

Ich fordere alle französischen Soldaten der Land-, See- und Luftstreitkräfte, die französischen Ingenieure und Facharbeiter der Rüstungsindustrie, die sich auf britischem Boden befinden oder dorthin gelangen, auf, sich mit mir zu vereinigen.

Ich fordere die Offiziere und Soldaten, die Matrosen und Flieger der französischen Land-, See- und Luftstreitkräfte, wo immer sie sich im Augenblick befinden, auf, sich mit mir in Verbindung zu setzen.

Ich fordere alle Franzosen, die frei bleiben wollen, auf, mich anzuhören und mir zu folgen.

Es lebe das freie Frankreich in Ehre und Unabhängigkeit!“

FRANKREICH UND SEINE GESETZE

§ 17 JULI

beschränkte Einstellung in den öffentlichen Dienst auf Bürger mit franz. Vater (Justizminister Raphael Alibert Überprüfung der nach 1927 vorgenommenen Einbürgerungen.)

§ 16 AUGUST

Gründung eines nationalen Ärzteverbandes, der Vater muss Franzose sein

§ 27 AUGUST

…hob man das Marchandeau – GESETZ auf, das Hetzte aus rassischen oder religiösen Gründen verbat.

§ 10 SEPTEMBER

selbe Beschränkung wie schon am 16 August wird auf Rechtsanwälte erweitert.

§ 3 OKTOBER 1940

Verabschiedung des “Judenstatut” aus eigener Initiative der Vichy Regierung die anscheinend immer darauf bedacht war, den Deutschen einen Schritt voraus zu sein…

Nach diesem war ein Jude der von mindestens drei Großeltern jüdischer Rasse abstammte, oder von zwei jüdischen Großeltern wenn auch der Ehemann jüdisch war (deutsche Definition nahm Bezug auf die Rasse die französische auf die Religion) der Paragraf 5 besagte den Ausschluss von allen Stellungen innerhalb der Presse, Theater, und Film.

§ 4 OKTOBER

Internierung “ausländischer Juden” in besonderen Lagern sofern die Verwaltung ihres Bezirks diese verlangte. Nicht französischen Juden konnte auch ein Wohnsitz zwangsweise zugeschrieben werden. Dieses Statut wurde von allen Mitgliedern der Regierung gebilligt.

Petain redete nie öffentlich schlecht über Juden, sein Synonym war “ANTI FRANCAISE”

24 OKTOBER

petain franko laval hitler oktober 1940

Wiener Illustrierte (interessante Blatt) vom 6 November 1940 (Quelle: ÖNB Projekt ANNO)

Es ist in einer kleinen französischen Stadt genannt Montoire. Das Treffen zwischen Hitler und Petain. Die zwei Staatsoberhäupter bekräftigen hier die Kollaboration zwischen Frankreich und Nazideutschland. Oben links  Hitler mit General Franco, darunter Pierre Laval  zu dieser Zeit Außenminister mit Hitler – ganz unten  Göbbels in Wien bei der Amtseinführung des neuen Chefs des Reichspropagandaamtes Wien Gebietsführer Günther Kaufmann – Bild darüber Hitler schüttelt Petain die Hand –

ERSTE DEPORTATION – OKTOBER – BADEN- SAARPFALZ

Im Oktober 1940 kommt es auf Befehl von Hitler zu Deportationen in der Saarpfalz (Gauleiter Wagner) und Baden (Gauleiter Bürckel ) unter Leitung des RSHA. Innerhalb von zwei Stunden mussten die jüdischen Menschen ihre Habseligkeiten zusammenpacken. Es wurden Sammelpunkte festgelegt, und Busse wurden bereit gestellt um die Menschen zu den Zügen zu deportieren. In jedem Bus ein Kriminalbeamter. Für Notfälle gab es Polizeieinheiten. Die jüdischen Menschen wurden nach Namenslisten sortiert, jeder durfte Gepäck von 50 Kilo mitnehmen, eine Decke Lebensmittel für mehrere Tage, Geschirr und 100 Reichsmark, wobei diverse andere Wertsachen zurück gelassen werden mussten. Lebensmittel wurden der NS Volkswohlfahrt übergeben. Haustiere wurden gegen Quittung Vertretern der Partei ausgehändigt. Es gab auch ein Verbot die Deportierten zu misshandeln. Der Transport ging in die Unbesetzten Gebiete der Vichy Regierung zb GURS RIVESALTES, LE VERNET und LES MILLES. (ohne Vichy Regierung zu informieren) somit wurden diese Juden staatenlos. Hitler nutzte eine Klausel in der Waffenstillstandsvereinbarung in der Juden aus Elsass Lothringen in die unbesetzte Zone zu deportieren seien. Baden und Saarpfalz wurden mit Elsass zu einem Gau verschmolzen, und so eine “rechtliche Grundlage” für die Deportation geschaffen(zu dieser Zeit war der Madagaskar Plan noch offen)dieses Ziel wurde auch der Vichyregierung mitgeteilt. Die Juden aus dem Elsass waren schon am 16 Juli 1940 deportiert worden. Die Vermögenswerte wurden am 4 April 1941 von Himmler (RSHA) konfisziert (sowie jene aus Pommern, Stettin, und Schneidemühl). Am 29 Mai forderte Hitler das Vermögen von den polizeilichen Behörden zurück. Himmler hatte lange Zeit die jüdischen Sachwerte als Ausgleich für diverse “Umkosten seiner Aktionen” betrachtet. Die Streitigkeiten um Sachwerte der einzelnen Zivilverwaltungsstellen und Himmlers SS waren daher, häufig gegeben. Nun angesichts einer möglichen territorialen generellen Lösung der Judenfrage durch Auswanderung, beginnt Hitler Klarheit in diesem wesentlichen Punkt zu schaffen. Die “zurückgelassenen” Werte wurden zum Staatseigentum erklärt, und Himmler musste sich Hitlers Wünschen fügen. Später wird man mit neuerlichen Verordnungen zum Reichsbürgergesetz die “Enteignung” der deportierten jüdischen Menschen per Gesetz festlegen. Schlussendlich hatte man im Zuge dieser Aktion am 22 und 23 Oktober etwa 6000 deutsche Juden deportiert, die in 9 Zügen Deutschland verlassen mussten.

SLOWAKEI – BELGIEN- NIEDERLANDE – RUMÄNIEN

NIEDERLANDE BELGIEN ENDE MAI

Hans Nockemann wird in den Niederlanden Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD. Am 18 Mai wurde Himmlers Freund, der Österreicher und SS Gruppenführer Seyß Inquart zum Reichskommissar der besetzten Niederlande ernannt. Höherer SS Polizeiführer sollte Hans Albin Rauter werden. Er wurde auch gleich von Inquart zum Generalkommissar für das Sicherheitswesen in den Verwaltungsapparat eingebunden Die besetzten Niederlande sollten dem “Germanischen Reich” wieder näher gebracht wergen. Die Bevölkerung die man als rassisch “gutartig” einstufte galt als Bereicherung des Deutschen Volkstums.

26 JULI

Hitler erwähnt gegenüber dem neu ernannten rumänischen Ministerpräsidenten Ion Gigurtu, der um die wirtschaftlichen Konsequenzen eines Ausscheidens der Juden aus der Gesellschaft und dem Wirtschaftsleben und dessen Folgen besorgt ist: “Der Führer wies anhand von zahlreichen Beispielen aus der deutschen Entwicklung nach, dass trotz allen gegenteiligen Geredes die Juden sich als absolut entbehrlich erwiesen hatten.”

SLOWAKEI 30 Juli

Im Sommer wird Manfred von Killinger ein ehemaliger SA Führer zum Gesandten in Bratislava ernannt, sowie die Nazisymphatisanten Alexander Mach zum Innenminister und Vojtech Tuka der seit 1939 Ministerpräsident war zusätzlich zum Außenminister der Slowakei. Es ist der radikale Flügel der „Hlinka “ der nun mit Hitlers Unterstützung die Macht in der Slowakei übernimmt um einem nationalsozialistischen Staat unter deutscher Leitung zu gestalten

28 OKTOBER

In Belgien wird ein “STATUT DE JUIS” erlassen, man orientiert sich an Frankreich für die etwa 65-75 tausend Juden in Belgien.

QUELLEN:

FRANKREICH

1)Aussage Petain am 13 Juni 1940 zitiert nach Spiegel Geschichte Heft  3 | 2010 PDF Originalscan des Magazins – wobei das Magazin  Henry Rousso: „Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1940-1944“. Verlag C.H. Beck, empfiehlt München; 148 Seiten;.

2)Frankreich zur Erklärung Saul Friedländer Jahre der Vernichtung S134 zur Internierung S135 Frankreich und seine Judengesetze S137

3) Zitat Charles de Gaulle Spiegel Geschichte Heft  3 | 2010 PDF Originalscan

4) Die Rede 22 Juli  1940 entnommen  von – Charles de Gaulle.de – der de Gaulle Stiftung (es finden sich dort zahlreiche Reden des Staatsmannes in Volltext wunderbare Seite Danke)

5) Oktober – Deportationen Saar Pfalz Saul Friedländer Jahre der Vernichtung S119/ S120 Die Zahlen der Deportationen und der Züge stammen aus Gerwarths HEYDRICH Biografie S226 wobei er Heydrichs Brief an Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Luther vom 29 Oktober 1940 zitiert. PAAA Inland IIg 189 Siehe auch Jacob Toury “Die Entstehungsgeschichte des Austreibungsbefehls gegen die Juden der Saarpfalz und Baden“ in : Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte 15 (1986) S431-464.

6) Ende Mai die Niederlande – Heinrich Himmler Biografie Peter Longerich S511/12

7) und zu 30 Juli – Killinger, Mach, Tuka siehe Saul Friedländer Jahre der Vernichtung S106

10 Verordnung zum Reichsbürgergesetz

6 JULI

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Das Gesetzesblatt Quelle: ÖNB (Österreichische Nationalbibliothek Projekt Alex)

Die Zehnte Verordnung zum Reichsbürgergesetz wird erlassen. Sie verfügte die Zusammenfassung aller jüdischen Organisationen in die „Reichsvereinigung der Juden Deutschland“ welche dem Reichsinnenministerium unterstand. Ein Rundschreiben der Düsseldorfer Gestapo gibt uns Aufschluss über die zukünftige Rolle der Reichsvereinigung „…bei allen vorbereitenden Maßnahmen zur Auswanderung der Juden …in erheblichen Maße die jüdischen Organisationen herangezogen werden. Zu diesem Zweck ist es erforderlich, alle bei den derzeit bestehenden verschiedenartigen jüdischen Organisationen für das ganze Reich zusammenzufassen . Der Reichsvertretung der Juden in Deutschland ist daher aufgegeben worden, eine sogenannte Reichsvereinigung der Juden zu bilden und dafür zu sorgen, dass gleichzeitig alle bisher bestehenden jüdischen Organisationen verschwinden und ihre gesamten Einrichtungen der Reichsvereinigung zu Verfügung stellen .“

wir danken weiter ns- quellen at , önb. at

Gesetze und Verordnungen gegen jüdische Menschen 1939

1 DEZEMBER

Ab 1.Dezember 1939 mussten die unter deutsche Herrschaft geratenen Juden im Generalgouvernement einen blauen Judenstern auf einer weißen Armbinde tragen. Die Verordnung galt für Juden die älter als 10 Jahre waren und wurde formell erst am 27 Juli 1940 im Generalgouvernement umgesetzt, im Warthegau galt die Verordnung schon Ende des Jahres 1939.

Die umfangreichen Verordnungen die man bis Ende 1939 erlassen hatte waren für die jüdischen Menschen kaum mehr überschaubar. Doch sollten diese noch lange nicht zu Ende sein. Seit Anfang 33 und der Verordnung des Reichspräsidenten „zum Schutz von Volk und Staat“ (28.2 ) kamen jährlich unzählige Erlässe Verordnungen und Gesetze hinzu. Sie reichten von dem systematischen Ausschluss der Menschen aus der Gesellschaft, bis zu ihrer Enteignung und schlussendlich bis zu der Aberkennung ihrer Staatsbürgerschaft die sie zu rechtslosen Existenzen degradierten. Dies erleichterte den Nationalsozialisten die Tötung und Enteignung der Menschen innerhalb einer pervertierten Rechtsnorm.

Juden gesetzliche Verordnungen 1939Juden gesetzliche Verordnungen 19392

Aus dem Sachverzeichnis Deutsches Reichsgesetzblatt Teil 1 1939 (Quelle ÖNB Projekt ALEX)

Es ist eine Zusammenfassung der Verordnungen und Gesetze die 1939 im Großdeutschen Reichsgebiet unter der Kategorie „Juden“ erlassen wurden. Teilweise sind es Ergänzungen und Ausweitungen schon beschlossener Verordnungen auf das erst angeschlossene „Sudetenland“ als auch auf die „Ostmark“


Zeitungen als Zeitzeugen

1933 – ÖSTERREICH DER WEG IN DIE DIKTATUR

KURZE EINLEITUNG

Die Geschichte Österreichs des frühen 20 Jahrhundert ist eine Geschichte der Umstürze und Katastrophen. Ich beginne diese Geschichte zum 80 Jahrestages des österreichischen Bürgerkrieges. Ziel ist es ein Verständnis für dieses kleine Land zu bekommen, für ein Land dessen Schicksal heute oft Missverstanden wird, und dessen Identität noch heute unter der Last seiner Vergangenheit keine Ruhe findet. Seit der Ausrufung der ersten Republik am 12 November 1918, war es ein zutiefst gespaltenes Land. Aus dem Untergang des ersten Weltkriegs entstanden, war sein politisches wirtschaftliches und kulturelles Erbe gleich einer Prüfung dem es nicht gewachsen schien. Die Monarchie hatte sich überlebt doch ihre politischen und kulturellen Probleme waren noch anzutreffen. Wirtschaftlich musste das Land neu strukturiert und aufgebaut werden. Politisch ging von Anfang an ein Bruch durch die Gesellschaft dessen Kern auch im Untergang der Monarchie in mitten des ersten Weltkrieg zu finden ist. Für die politische Rechte sind auch in Österreich die Sozialdemokraten, Kommunisten, „Juden“-  „Schuld“ an der Niederlage und die Gefahr einer antinationalen, internationalisierenden Ideologie. Hatte man  im Parteiprogramm der christlich sozialen auch zwiespältige Anspielungen auf einen Anschluss an Deutschland sowie auf einen starken Donauverbund (1926 Schmitz-Programm), beginnt man ab 1930 und den Wahlniederlagen einen antidemokratischen autoritären Kurs einzuschlagen. Auch die Sozialdemokratie sieht vorerst keine wirtschaftliche Zukunft in der jungen Demokratie und strebt daher in den 20igern bis 1933 den Anschluss an die deutsche Weimarer Republik an. Dies wird sich jedoch durch Hitlers Machtübernahme ändern und gestärkt durch Wahlerfolge wandeln sich die Sozialdemokraten zu einem Vorkämpfer demokratischer Rechte in Österreich, während sich die Rechtsparteien im Laufe der Jahre immer mehr zu autoritären Antidemokraten entwickeln. Von „ideellen Feindbildern“ geblendet und nach einer neuen Identität ringend erkennt die christlich soziale Partei zu spät mit welcher Kraft auch in Österreich eine neue Ideologie Platz greift die NSDAP. In den 20iger Jahren von gar keiner politischen Bedeutung, beginnt mit dem Aufstieg Hitlers in Deutschland ab den späten 20igern -1930igern auch in Österreich die Sympathie für diese Partei zu steigen. Antimarxistische antisemitische, nationalistische und radikal autoritäre Gesinnung ist in Österreich zu dieser Zeit, weit verbreitet. Nationalsozialismus daher eine oppositionelle Wahl gegen die christlich soziale Partei die in vielen Punkten eine ähnliche weltanschauliche Meinungen vertrat. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wandte sich der deutschnationale Teil der Heimwehren zunehmend der NSDAP zu, während die österreichischen Patrioten dem italienischen Faschismus gegen einen Großreichsgedanken mit  Deutschland vertraten. Wirtschaftliche Schwierigkeiten außenpolitischer Druck, Streiks, Bombenterror, Massendemonstrationen, sowie vor allem sinkende Zustimmung an die christlich soziale Partei verleiteten diese mit Hilfe von Heimwehren Polizei und Militär eine Machtübernahme anzustreben. Dabei ist Österreich trotz seiner Probleme demokratisch handlungsfähig.  Es ist ein ideologisierter Weg, auf dem die christlichsoziale Partei ihren Machterhalt sucht und Österreich in einen „patriotischen klerikal autoritären Ständestaat“ verwandelte und so in eine Diktatur führte.

Führer der österreichischen Heimwehren

„Wir verwerfen den westlich-demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat“  Korneuburger Eid 18 Mai 1930 der österreichischen Heimwehr v.l.n.r.  Heimwehrführer Bachofen- Echt, Innsbrucker Heimwehrführer und Bundesrat Steidle, Kommandant Baron Pranckh. – Die Heimwehren waren durch die christlich soziale aber auch durch deutschnationale Gesinnung später auch durch die Nationalsozialisten getragen. Sie waren eine in ganz Österreich militärisch organisierte Vereinigung, die sich kurz nach dem ersten Weltkrieg zum Schutz vor Plünderungen und Übergriffen durch Soldaten gebildet hatte. Sie verteidigten Österreich auch als slowenische Einheiten den Süden Österreichs besetzen wollten. Später verstand man sich als „außerparlamentarische Vereinigung“ die von der christlichsozialen Partei, Industriellen und Banken finanziert ein Gegengewicht zu sozialistischen, kommunistischen  Gefahr  bilden sollten. Wichtig zu verstehen ist, dass Österreich bis dahin keine demokratische Geschichte hatte, deswegen fehlte jedes Vertrauen in die erste Republik. Sie war aus einer schweren Krise entstanden aus den Wirren des ersten Weltkrieg 1918. Es waren die ersten Erfahrungen mit einem rein parlamentarisch republikanischen System nach Jahrhunderten der autoritären Führung und Monarchie. Anders als die westlichen Demokratien kannte man kein „Vertrauen“ in die „Selbstheilungskräfte“ demokartischer Systeme. Viele begriffen die Demokratie als ein aufgezwungenes System und sehnten sich zurück nach den alten autoritären Strukturen. Dies öffnete das Tor für unterschiedlichste radikale Strömungen. Orientiert sind die christlich sozialen und deutsch nationalen Heimwehren an den italienischen und deutschen Faschisten, deswegen wird man später nach der Machtergreifung der Heimwehren und der Abschaffung der Demokratie 1933 auch vom „Austrofaschismus“ sprechen. Der Einfluss der Nationalsozialisten führt schlussendlich zum Bruch innerhalb dieser Organisation. Heimwehrführer Steidle wird nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland 1938 von den Nazis verhaftet und stirbt 1940 im  Konzentrationslager Buchenwald.

-Schon nach dem „Sturz“ Kanzlers Franz Schober  September 1930, wurde Hermann Görings Schwager Franz Hueber (Bild oben) kurzzeitig Justizminister, während der österreichische „Patriot“ Heimwehrführer Starhemberg aus dem „Heimatblock“ zum Innenminister ernannt wurde. Zwiespalt innerer Verfallserscheinungen der Heimwehren sowie des rechten Lagers. Für November 1930 wurden Neuwahlen ausgerufen bei der man offen ein Bündnis mit der NSDAP anstrebte, doch das Bündnis scheiterte an Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser

EUROPA AM ABGRUND

Das Jahr 1933 ist nicht nur in Deutschland ein Jahr der Wende auch in Österreich zeigen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des letzten  Jahrzehntes,  ihre radikalen politischen Auswirkungen. Es ist das Jahr der Auseinandersetzung zwischen den größten Parteien in Deutsch – Österreich nämlich der Christlich Sozialen (CS) und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (SDAP) sowie den Nationalsozialisten (NSDAP)  und der Großdeutschen Volkspartei (GDVP). In ganz Europa hatten die Auswirkungen des Krieges, der wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen und des Niederganges ein Klima der Unsicherheit geschaffen. Immer mehr autoritäre Staaten entstehen unter einem Klima  der nationalen „Wirtschaftsdepressionen“. Die Nachkriegsordnung deren nationalistische Bestrebungen  keine Rücksicht auf wirtschaftliche Zukunft und vergangene Zusammenhänge gelegt hatte war vollkommen gescheitert. Nach dem spekulativen Niedergang an den Börsen der unweigerlich auf die realwirtschaftliche gekommen war und mit der Krise von 1929 ihren Tiefpunkt fand, begannen die einzelnen Staaten immer öfter ihre noch verbliebenen Märkte durch Zölle zu „schützen“. Dies wird die Krise noch radikal verschärfen da nun auch der Export gedrosselt wurde. Die Folge waren in allen Ländern spürbar. Die einzelnen Parteien radikalisierten sich unter den Ängsten und Nöten der Bevölkerung. Unversöhnlich standen sich daher in vielen Ländern die einzelnen Interessensgruppen gegenüber und immer wieder kam es in ganz Europa zu Streiks, Massendemonstrationen sowie zu radikalen politischen Umstürzen. Auch in Österreich und Deutschland verwandelte sich die ökonomische Unsicherheit zu politischen Radikalismus. Die Tragik in der schwersten Krise ihrer Geschichte die Demokratie erlernen zu müssen, scheiterten die jungen Republiken an radikalen Unvereinbarkeiten ihrer inneren Gegensätze.

DER WEG IN DIE DIKTATUR

9 März1933 IBEisenbahnerstreikmärz1933

Eisenbahnerstreik am 1 März 1933. Ein Kriminalbeamter (Mitte) in Verhandlungen mit streikenden Bahnangestellten.

In Österreich änderte sich 1933 die politische Situation. Nach dem Streik  der sozialistischen Eisenbahner, kommt es am Samstag den 4 März 1933 zu einer außerordentlichen Nationalratssitzung. Grundlage der Unzufriedenheit sind die Löhne die im März an die Eisenbahner in drei Raten ausbezahlt werden sollten, sowie die Forderungen der Regierung, nach harten Maßnahmen gegen die Streikenden. Aber dies ist nur die Spitze, grundlegender Gegensätze.  Das ganze Land ist von Lohnkürzungen und auch Streiks betroffen, während die Unterstützung für Banken und ein repressives  System der Unterdrückung von der christlich – sozialen Regierung Dollfuß vorangetrieben wurde. Vor allem nach dem Bankrott der österreichischen Bank Creditanstalt hatte sich das Klima weiter zugespitzt. Es ist ein Sparpaket, dass auf Kosten der Bevölkerung geht und die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen lässt. Dies vertieft die inneren Widersprüche der jungen Republik, verschärft die Lage der Parteien. So kommt es am 4 März 1933 zur letzten regulären Nationalratssitzung der ersten Republik, die der christlich soziale Kanzler Dollfuß  nutzt die lange angestrebte autoritäre Macht zu übernehmen. Ein einfacher formaler Abstimmungsfehler im Parlament, der durchaus geklärt hätte werden können wurde zum Stolperstein der jungen Demokratie. Der sozialistische Nationalratspräsident Renner legte aus taktischen Gründen sein Amt zurück. Auch der zweite Nationalratspräsident der christlich soziale Rudolf Ramek und der dritte Präsident der Großdeutsche Sepp Straffner kommen zu keiner Übereinkunft mit den Parteien, sie legen ebenfalls ihre Ämter zurück. Führungslos löst der Nationalrat sich auf und Kanzler Dollfuß übernimmt mit dem kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetz aus dem Jahr 1917 die Führung des Landes mittels Notverordnung. Am 15 März wird es abermals einen Versuch geben eine Nationalratssitzung abzuhalten. Doch die christlich soziale Regierung wird dies mit Polizeiunterstützung unterbinden. Dollfuß hatte seine Möglichkeit genutzt den führungslosen Nationalrat aus zu schalten, dies sollte auch so bleiben bis 1938 und Hiters Einmarsch in Österreich. Erst 1945 tritt die erste Versammlung des Nationalrates zusammen unter der Vorarbeit des Sozialdemokraten Karl Renner, jener Renner dessen Rücktritt als Nationalratspräsident 1933 zur Auflösung des Parlaments geführt hatte.

9März1933IB2Nationalratssitzung 4 März 1933 wien

Letzte Nationalratssitzung der ersten Republik am 4 März 1933 Quelle: „Interessante Blatt vom 9 März 1933“ Der taktische Rückzug des Sozialisten und Nationalratspräsidenten Dr Karl Renner entwickelte sich zu einem folgenschweren Fehler, es ist das Ende der ersten Republik. Für 12 Jahre wird es keine Demokratie in Österreich mehr geben. Zuerst kam die Diktatur des „austrofaschistischen“ Ständestaates unter Engelbert Dollfuß und Schuschnigg, 1938 dann die Okkupation durch Nazideutschland. 1945 wird es wieder eine „provisorische Demokratie“ unter der Herrschaft der alliierten Mächte geben. Erst  1955 also 22 Jahre nach dieser Sitzung erlangt Österreich seine völlige demokratische Souveränität zurück.

1933März8

Sozialistische Arbeiterzeitung 8 März 1933

„Angriff auf die Freiheitsrechte“ Die Regierung hebt Versammlungs- und Pressefreiheit durch Verordnung auf.

1933März8Reichspost

christlich soziale Reichs Post – 8 März 1933

„Versammlungsverbot, Maßnahmen gegen Dreckhetze, Schmutz und Schund“

23 März 1933 interessante Blatt-15 März 1933 Absperrung des Parlaments

15 März 1933 Polizei riegelt das Parlament ab. Die vom dritten Nationalratspräsidenten Straffner einberufene Sitzung ist für viele oppositionelle Politiker nicht zugänglich.

„Demokratie der Weg, Sozialismus das Ziel“ – Die Sozialdemokraten

Nach der Auflösung oder wie Kanzler Dollfuß es formulierte „Selbstausschaltung“ des Parlaments hatte dieser die Macht im Staat übernommen. Eine neuerliche Konstituierung des Parlaments wusste er zu verhindern (Bild oben). Auch der Verfassungsgerichtshof wurde von ihm abgeschafft. Es ist der Weg Österreichs in die Diktatur des Austrofaschismus. Vor allem die Sozialdemokraten will Dollfuß bekämpfen, doch anders als in anderen Ländern sind die Sozialdemokraten oder „Austromarxisten“ keine rein revolutionäre Gruppierung die ihre Ziele mit Hilfe von radikalen Umstürzen oder Revolutionen herbeiführen wollen, auch wenn es immer wieder zu Gewalt in diesen Zeiten kommt. Ihr Ziel ist eine „demokratische Republik“ mit sozialistischen Einrichtungen zur „Überwindung“ bzw „Aufhebung“, des kapitalistischen Systems, das propagierte Mittel hierzu die Demokratie. Bis 1933 vertrat man im Gegensatz zur KPÖ die den Anschluss an Russland vertrat, die Eingliederung an die Weimarer Republik, also dachte an eine „gesamt deutsche Lösung“. Mit der Machtergreifung Hitlers in Deutschland am 30 Januar 1933 strich man diesen Passus aus dem Linzer Parteiprogramm. Dollfuß dessen Partei bei den letzten Wahlen nicht die Führung durch Wählerstimmen erringen konnte, sieht die größte Gefahr für „Staat“ und „Vaterland“ nicht in den Nationalsozialisten, sondern in jenem demokratischen Wahlkonkurrenten der ersten Stunde. Antidemokratisch und unwillig mit den Sozialdemokraten weiterhin Politik zu betreiben setzt Dollfuß auf einen von der Kirche mitgetragenen Faschismus und die Diktatur. Vielleicht ist dies sein folgenschwerster Fehler der Österreich systematisch in den Abgrund reißen wird. Die Sozialdemokraten mit ihrem paramilitärischen „Republikanischen Schutzbund“ setzten sich nach Dollfuß Machtergreifung nicht zur Wehr obwohl es Teil ihres  „Linzer Parteiprogramms“  war,  im Falle einer Machtübernahme und der Zerstörung der Demokratie durch die Bourgeoisie Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Mehrmals richtete man den Appell an Dollfuß den Nationalsozialismus mit ihnen gemeinsam zu bekämpfen, doch Dollfuß verbot schlussendlich auch die Sozialdemokratie und setzte weiter gestützt durch Mussolini und Italien auf Repression. Angesichts der Übermacht an paramilitärischen Heimwehren Polizei und Militär, die Dollfuß auf seiner Seite hatte, ist es heute schwer zu sagen ob ein schneller gezielter Aufstand,  für die Sozialdemokraten Sinn gemacht hätte. 1934 kommt es jedoch zur Auseinandersetzung, zwischen den Parteien, er endet im kurzen aber heftigem „Österreichischen Bürgerkrieg“.

30 März 1933 IB2Setzerstreik Menschen lesen sozialistische Zeitungen

Nach der Verhängung einer „Vorzensur“ für sozialdemokratische Zeitungen kommt es im März zu einem Schriftsetzerstreik. Vereinzelte Druckschriften der Streikenden werden jedoch interessiert gelesen, beschreibt das Interessante Blatt vom 30 März 1933.

KAIN UND ABEL –

Von NSDAP und Christlichsozialen

Auch heute noch ist die Zeit zwischen 1933 und 1938 historisch umstritten. Die Frage des „Austrofaschismus“,  auch eine Frage des  historischen Verständnisses heutiger staatstragender Parteien. Während die ÖVP sich als Nachfolgepartei der damaligen Christlich – sozialen versteht und sich immer wieder auf die Tatsache beruft, dass Dollfuß  im „Kampf“ gegen die Nationalsozialisten sein Leben ließ, wird ihnen vor allem von der SPÖ vorgehalten, dass der „Regime Kanzler“ die Demokratie abschaffte und die Nationalsozialisten als „geistige Brüder“ betrachtete. Hier besitzen  beide  Meinungsströmungen recht. Es ist ein Kampf  „christlicher Patrioten“ die für ein unabhängiges Österreich kämpften, aber auch für einen antidemokratischen klerikal -faschistischen Staat, gegen einen „nationalen Sozialismus“ der NSDAP,  der den Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland  und den Großreichsgedanken anstrebte aber alles klerikale verachtete. Was die beiden Parteien christlich sozial und nationalsozialistisch einigte, waren Antisemitismus, Antimarxismus, Antikommunismus, sowie eine Form des antidemokratischen „national – autoritären Ideologieverständnisses“. Sahen sich die Parteien christlich sozial bzw. NSDAP in den späten 20iger Jahren und frühen 30igern als Bollwerk gegen Marxismus, Kommunismus und auch Demokratie, begannen die eigentlichen Schwierigkeiten mit  Hitlers Griff nach der Regierung in Deutschland 1932 und radikalisierte sich mit dessen und Dollfuß Machtergreifung 1933. Die Nationalsozialisten hatten in Österreich keinen Sitz im Parlament, jedoch gewannen sie bei den Landes und Gemeinderatswahlen 1932 gegenüber den christlichsozialen an Einfluss, sie fischten um Wähler und Gesinnung bei den anderen Rechtsparteien der Großdeutschen Volkspartei und den klerikal Faschisten der christlich sozialen Partei aber auch bei den Sozialdemokraten.

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Wir werden nicht dulden, dass dieses unser Österreich auf dem Wege der Chritlichsozialen und der Roten hinuntergeleitet in eine Interessensphäre. die der Deutschlands entgegensteht. Wir wollen kämpfen für den Zusammenschluss Österreich und Deutschlands als einer geschichtlichen Brücke in die Zukunft des deutschen Volkes.  Wird Reichsminiter für Justiz Hans Frank in Berlin am 21 Mai 1933 bei einer Demonstration gegen die Regierung in Wien zitiert. (Quelle Arbeiter Zeitungsiehe Bild  oben)

Der massive außenpolitische und innenpolitische Druck der auf Österreich ab 1933 und Hitlers Macht in Deutschland begann führte 1933 zum stillen Bruch innerhalb der Partei der Christlichsozialen und danach mit ihren „geistigen Brüdern“ und Konkurrenten von der NSDAP. Wie auf die zunehmende Terrorwelle, Bombenanschläge und den politischen Aufwind der NSDAP reagieren war die Frage des christlich sozialen Regimes jener Zeit. Wie Österreich als unabhängigen klerikal autoritären Staat erhalten, gegen Hitlers Anschlusswillen? Die Nationalsozialisten in die Regimeregierung einbeziehen und so zu kontrollieren, oder sie radikal zu bekämpfen und sie zu verbieten – beides wird man versuchen. Die grundsätzliche Frage der Eigenständigkeit Österreichs war jedoch eine so fundamentale, dass Dollfuß von Anbeginn klar hätte sein müssen, dass es vor allem unter dem Zeichen der Machtergreifung in Deutschland keine Einigung mit der NSDAP mehr geben konnte. Die Nationalsozialisten wussten, dass es nur mehr eine Frage der Zeit sein würde bis Hitler gestützt auf die deutsche Macht, Österreich auf die eine oder andere Weise bezwingen würde. Sie konnten hier ganz offen auftreten, denn die Zeit spielte für die NSDAP. Dollfuß  Regierungsverhandlungen mit dem Landesinspekteur der NSDAP Theo Habicht scheinen gleich einem Versuch diese drohende Gefahr „einzubinden“. Doch kam man schlussendlich zu keinen Ergebnissen weder Unterrichtsminister Rintelen noch Bundesheimwehrführer Starhemberg die ihrerseits Verhandlungen geführt hatten. Viel mehr zeigten sich parteiintern Widersprüche bei den Christlich -Sozialen, vom radikalen Kampf gegen die Nazis ist hier die Rede, bis zu äußersten Kompromissbereitschaft gegenüber diesen. Auch die Nationalsozialisten setzten ganz selbstbewusst auf unerfüllbare Forderungen. Mit dem drängen auf Neuwahlen und dem Absetzen Starhemberg dem Führer der christlich sozialen paramilitärischen Organisation der Heimwehren  sowie einer Regierungsbeteiligung der NSDAP stellte man den Kanzler vor fast unlösbare Probleme. Die Schwierigkeiten in die er und seine Partei geraten war kosteten ihm schlussendlich den Parteivorsitz. Zuletzt setzte er weiterhin auf Mussolinis Unterstützung gegen Hitler-Deutschland. Ein Verhältnis mit Ablaufdatum, denn Nazideutschland konnte Italien vieles bieten zu dem das kleine Österreich nicht fähig war.

31 August 1933IB2Mussolini und Dollfuß

Dollfuß bei einer seiner Besuche  im faschistischen Italien August 1933. Der Duce sichtlich selbstbewusst mit nacktem Oberkörper am Strand von Riccione. Links neben ihm Kanzler Dollfuß. Mussolini einst selbst Urgestein des Sozialismus, wird immer wieder hartes Durchgreifen gegen die Sozialistische Partei Österreichs fordern. Dollfuß wichtigster Verbündeter gegen  Hitlerdeutschland ist das faschistische Italien. 1933 ist dies politisch noch eine Option 1936 -1938 blauäugige Naivität -bzw Ohnmacht Österreichs. Hitler besetzte schlussendlich Österreich im Einvernehmen mit dem Duce. Mussolini versuchte über Jahre hinweg ein Dreierbündnis Österreich, Ungarn, Italien als „Bollwerk“ gegen den aus dem Norden vordringenden Nationalsozialismus zu bilden. Mit Geld Ausrüstung und Waffen hatte er die „Österreichischen Heimwehren“ unterstützt und forderte immer wieder die Übernahme der Macht und die Einführung eines autoritären Staates im Sinne Italiens. Schon am 20 Mai war Göring in Rom gewesen, da man wusste, dass Dollfuß im Sommer die Reise nach Italien geplant hatte. Der Druck Nazideutschlands auf Österreich hatte seit Machtantritt der Nazis in Deutschland stark zugenommen. Ausschreitungen Gewalt führten zur Ausweisung Reichsdeutscher Bürger zb aus Kufstein, was zu weiteren diplomatischen Spannungen zwischen Berlin und Wien führte.

Dollfuß sah den einzigen Ausweg nicht, denn ideologisiert baute er sich unüberwindbare Mauern und ging nicht auf das Angebot der Sozialdemokraten ein, den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Dollfuß formulierte es folgendermaßen: „Ich bin der Meinung, dass man die nationalsozialistische Bewegung nicht damit bekämpfen kann, dass man unter Rückendeckung der Sozialdemokraten den Nationalsozialismus mit allen Mitteln der Technik und der Schikane bekämpft. Denn das, was im Nationalsozialismus und in seinen Ideen gut und gesund ist, das ist altes christlichsoziales Programm, das aber, was beim Nationalsozialismus hohle Phrase und Demagogie ist, das interessiert uns nicht.“ Dies wird Österreichs Schicksal tief prägen. Er  verbot nach weiteren heftigen Terroranschlägen die NSDAP in Österreich  und setzte auf Konfrontationskurs. Der Landesinspekteur der NSDAP Theo Habicht wurde schlussendlich abgeschoben und viele hochrangige Nazis verhaftet und eingesperrt. Doch änderte dies an der geschwächten Position der Christlich Sozialen nichts. Die NSDAP war nicht mehr auf zu halten, zu lange hatte man diese im Schatten der christlich sozialen Partei wachsen lassen und die Gefahren nicht berücksichtigt. Dollfuß Widersprüchlichkeit und Schwäche zeigte sich bis zum Schluss.  Am 25 Juli 1934 wurde er selbst Opfer seiner unentschlossen Politik die kein starkes Bündnis gegen die Nationalsozialisten hervorbrachte noch die Situation rettete, in dem man die NSDAP durch Einbindung in die Regierung entschärfte (ein selbstmörderischer Plan). Der Nationalsozialist Otto Planetta erschoss Dollfuß während des sogenannten Juliputsches der NSDAP.

WIEN UND DIE NSDAP

Mariahilf: Forschungsprojekt zum

„Adol Hitler Haus“ oder das sogenannte „Braune Haus“ Zentrale der Wiener NSDAP Hirschengasse 25 – Wien-Mariahilf

Die Gemeinderatswahlen in Wien 1932 zeigten einen Anstieg bei den Nationalsozialisten die 17,39% der Stimmen erhielten und somit fast gleich auf mit den Christlich – Sozialen mit 20,15% lagen. Doch Wien blieb ganz klar sozialdemokratisch mit 58,85 % der Stimmen. So  fielen 15 von den 100 Gemeinderatsmandaten an die NSDAP und sie wurde drittstärkste Partei. Bei den Nationalratswahlen 1930 noch bei 27 450 Stimmen in Wien – Landesweit auf 111 627  kam man nun auf 201 411 Stimmen allein in der Bundeshauptstadt. Ab nun kam es auch immer wieder zu handgreiflichen Übergriffen im Wiener Gemeinderat.

11 Mai 1933 IB3 Aufmarsch der Nazis in WIen anlässlich des Uniformverbotes

Wiener Nazis demonstrieren gegen das Uniformverbot in dem sie durch „uniformierte“ zivile Kleidung ihrer Gesinnung Ausdruck verleihen. So friedlich dies auch scheinen mag bis 1934 verüben die Nazis weit mehr als 100 Bombenanschläge.

6 April 1933 IB1Schutzbündler rüsten ab

Republikanischer Schutzbund der von der SDAP den Sozialdemokraten  „Austromarxisten“ organisiert wurde rüstet ab. Die paramilitärische Organisatin wurde am 30/31 Mai verboten, kurz nach der Gründung der Vaterländischen Front durch das Regime Dollfuß. Doch ist es nur ein taktischer Rückzug. Der Staatsmacht will man nicht ungeschützt ausgeliefert sein. Man legt geheime Lager mit Waffen Ausrüstung und Munition an und geht in den Untergrund. Hausdurchsuchungen führen daher immer wieder zu Spannungen mit dem Regierungsregime. Schlussendlich werden die immer radikaleren Schikanen und Auseinandersetzungen, zum Bürgerkrieg führen. Jedoch als Antwort auf das Verbot ihres republikanischen Schutzbundes  organisieren die Sozialdemokraten einen „politschen Spaziergang“ in Wien bei dem (genaue Zahlen sind nicht bekannt) einige  10.000 Menschen als Ausdruck der Solidarität mitmarschiert seien dürften. Wien ist Mehrheitlich sozialdemokratisch auch wenn die Nationalsozialisten in einigen Bezirken 1932 ihre Mandate verdreifachen konnten, ist Wien die „Hochburg“ des Widerstandes gegen das christlich soziale Regime und die NSDAP. Der sozialdemokratische Wiener Bürgermeister Karl Seitz reagierte auf die Auflösung des republikanischen Schutzbundes mit dem Verbot der Wiener Heimwehr der christlich sozialen paramilitärischen Organisation die der damalige Staatssekretär Emil Fey gegründet hatte und der auch maßgeblich am Verbot des Schutzbundes beteiligt gewesen war.

DerJüdische Arbeiter10märz1933

Der jüdische Arbeiter 10.März 1933

„Hitler, Papen und die Juden“

 3 April 1933 Georg Belll

Am 3 April töteten Nationalsozialisten den ehemaligen hochrangigen SA Mann Georg Bell im Bezirk Kufstein. Er war ein ehemaliger Weggefährte  Ernst Röhms (sein Sekretär) . Nach Differenzen mit diesem, hatte Bell die NSDAP verlassen und schrieb Artikel für die Sozialdemokraten Österreichs. Als „Verräter“ wurde Bell von Nationalsozialisten hingerichtet.

13 April 1933 IB2Simmeringer Elektrizitätswerk Schutzbund

Die Zeitung beschreibt: Polizeiaufgebot im Hofe der Wiener Elektrizitätswerke (Simmering), in  dem eine Suche nach Waffen des Republikanischen Schutzbundes stattfan . Schon am 16 Oktober 1932 kam es in diesem Bezirk zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten, worauf der Staatssekretär und Heimwehrführer Fey ein Aufmarschverbot für die Parteien erließ. Kurz darauf begannen auch die Diskussionen über eine generelle Entwaffnung des Republikanischen Schutzbundes.

TERROR DER NSDAP

Der Terror der NSDAP der sich in Österreich entwickelte ist´ kaum zu beschreiben. Wöchentlich ja in manchen Monaten- täglich findet man in den Zeitungen Zwischenfälle die von kleineren Schlägereien oder Schmieraktionen, einzelnen antisemitischen Vorfällen bis zu groß angesetzten und in mehreren Bundesländern koordinierten Übergriffen reichen. Die Schätzungen für Bomben und Bölleranschläge die 1933/1934 ausgeübt werden liegen zwischen 120 und 140 Attentaten mit zahlreichen Toten und Schwerverletzten. Weiters  gibt es Attentate auf Heimwehrführer, Heimwehrmänner Hilfspolizisten und schlussendlich Kanzler Dollfuß selbst. Es kommt zu Übergriffen auf den Straßen bei Kundgebungen den Universitäten in Lokalen und Parteiversammlungen. Auch Nationalsozialisten werden bei Angegriffen getötet. ´Die deutsche NSDAP finanziert die Aktionen in Österreich und unterstreicht ihre Handlungen mit Drohungen und schlussendlich Wirtschaftssanktionen. Nach Hitlers  Sanktion gegen Österreich der sogenannten 1000 Mark Sperre (27 Mai) kommt es  im Juni 1933 zum Höhepunkt des Terrors durch Bombenanschläge 1933. Diese Serie endet mit dem Verbot der NSDAP in Österreich am 19 Juni.

11 Mai 1933 IB3 Auflösung Deutscher studenten bund 1933 innsbruck

Auflösung des „Deutschen Studentenbundes“ in Innsbruck. Kanzler Dollfuß  versuchte die Nationalsozialistischen Organisationen zu zerschlagen. Noch vor dem Verbot der Partei errangen die Nazis in Innsbruck bei den Gemeinderatswahlen am 23 April 1933 41,1 Prozent. Am 29 Mai kam es abermals zu schweren Auseinandersetzungen zwischen nationalsozialistischer Studenten und Heimwehren in Innsbruck mit 43 Verletzten. Erst am 19 Juni 1933 nach heftigsten  Auseinandersetzungen und Bombenanschlägen der braunen Partei in ganz Österreich wird die NSDAP in Österreich verboten.

18 Mai 1933IB1heimwehrfeier SChönbrunn

Anlässlich der 500 Jahre Türkenbefreiungsfeier Versammlung im Schloss Schönbrunn: Dolfüß ist bemüht österreichisch patriotischen Geist zu stärken. Unzählige Aufmärsche Heldengedenken und Demonstrationen zeugen 1933 hiervon. Heimwehrmannschaften aus ganz Österreichs versammelten sich schlussendlich in Wien Schloß Schönbrunn (Bild oben) der Höhepunkt der Feierlichkeiten zur „Türkenbefreiung“ am 14 Mai 1933.

28mai1933RB 1000 Mark Boykott

christlich soziale Zeitung Reichs Post vom 28 Mai 1933 titelt

„Deutsche Grenzsperre gegen Österreich“ „Mit der Waffe des Boykotts“

Am 27 Mai 1933 verhängte die deutsche Reichregierung gegen Österreich ein „Einreiseverbot“. Jeder Reichsdeutsche der Österreich besuchen wollte musste 1000 Reichsmark hinterlegen, ein Boykott der österreichs Wirtschaft hart trifft. Wie auch aus dem Text hervorgeht ist dies eine initiierte Maßnahme der Reichsregierung auf Veranlassung österreichischer Nationalsozialisten die hier ihre Antwort auf das Uniform, Fahnen, und Demonstrationsverbot der  Regierung geben. Die Reichs Post das Sprachorgan der christlich sozialen Regierung  erkennt darin einen „Deutsch – Deutschen Bruderkrieg“. Es ist ein Punkt an dem es für beide Seiten kein zurück mehr gibt. Die Verhandlungen um eine „mögliche“ Einbindung der NSDAP in die Regierungsgeschäfte waren fehlgeschlagen, so beginnt nun eine Terrorwelle die Österreich hart treffen wird und mit dem endgültigen Verbot der NSDAP endet.

1 Juni 1933IB1Universität Wien Auseinandersetzungen zwischen nationalständischer Front und Nazis2

Universität Wien kommt es am 27 Mai 1933 wieder einmal zu Auseinandersetzung. Dieses mal zwischen katholischen Studenten und Nationalsozialisten anlässlich der 50 jährigen Gründungsfeier  der „Norica“ – Verbindung zu der auch Regimekanzler Dollfuß und wissenschafts und Justizminister Kurt Schuschnigg geladen waren. Nach heftigen Auseinandersetzungen wie das „kleine Blatt“ vom 28 Mai berichtete und  Hilferufen die bis auf die Straße hallten sowie  „Verletzte welche die Stufen  herunter wankten“ kam Polizeiaufgebot um die Veranstaltung zu beschützen. Doch konnte man anscheinend die „krawallierenden“ Nazis nicht gleich festsetzen ja man betrat die Universität vorerst nicht sondern besetzte die Rampe davor. Die Nazis schafften es jedoch immer wieder die Polizeikette zu durchbrechen und Verstärkung zu organisieren. Als Dollfuß bei der Universität ankam wurde er ausgepfiffen und „kehrte sofort um„. Auch Schuschnigg kam nicht in die Universität, weil in ihr die Schlägerei andauerte. Als Polizei Verstärkung eintraf gab laut „Kleine Blatt“ Schuschnigg persönlich den Befehl das Gebäude zu betreten. Nach einigen Minuten dürfte man dann die Situation unter Kontrolle gebracht haben und die Nazis aus dem Gebäude verdrängt. Durch berittene Polizei wurden die Nationalsozialisten bis zum Schottenring getrieben. Nach der Feier gab es jedoch erneut eine Auseinandersetzung im Gasthaus „Mensa Akademika“ die ebenfalls einen Polizeieinsatz erforderte. Auch in Klagenfurt kam es an diesem Tag in einem Gathof zu Auseinandersetzung zwischen „christlich sozialen Luegerbündlern“ und Nationalsozialisten.

DIE  HOCHSCHULFRAGE -ÖSTERREICHS GESPALTENE IDENTITÄT

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen an den Hochschulen und  Übergriffen vor allem von Nationalsozialisten auf jüdische, sozialistische oder katholische Studenten, hatte sich das Regime Dollfuß schlussendlich dazu entschlossen unter dem Druck der katholischen Studenten den „Deutschen Studentenbund“ zu verbieten. Der Deutsche Studentenbund fungierte als Dachverband in dem sich rechtkonservative bis nationalsozialistische Ideologien tummelten.1932 zogen sich die  die katholischen Studenten immer mehr von diesem Verein zurück, da die Nationalsozialisten immer wieder mit Terror und Drohungen agierten. Die wahllos prügelnden Nazis die mehrmals Vorlesungen aufsuchten und studierende attackierten hatten den Bogen überspannt. Der damalige Unterrichtsminister und spätere Kanzler Kurt Schuschnigg reagierte spät aber doch . Er verbot Vereine und Gruppierungen auch jene die nichts mit der Universität zu tun hatten und immer wieder von außerhalb Terror in die Universitäten trugen. Zu guter letzt versuchte man eine „Österreichische Hochschülerschaft“ zu etablieren, ein schwieriges Unterfangen angesichts der mehrheitlich deutsch nationalen  Identität an Österreichs Hochschulen, die sich nicht nur nach dem ersten Weltkrieg entwickelt hatte sondern dessen Traditionen viel tiefer lagen  – Mit dem Ausscheiden der Habsburgermonarchie aus dem Deutschen Bund 1866/1867 radikalisierte sich der Wunsch zurück in ein „deutsches Bündnis“ zu gelangen und später in das Deutsche Reich. Österreichs Identität  an den Hochschulen war daher zutiefst deutsch national geprägt und für Anschlussgedanken an das Dritte Reich. Deswegen stellte die Hochschülerschaft einen hohen Anteil an Nationalsozialisten, denn nichts war ihnen sehnlicher als die „Schmach“ von 1866 rückgängig zu machen und österreichs Wirtschaft im Reich abgesichert aufgehen zu sehen. Die „Österreichischen Deutschen“ trugen daher eine besonders radikale Form, antisemitischer „deutsch arischer Vorstellungswelt“ mit sich, die sich in der untergehenden Habsburgermonarchie im „Nationalitätenkonflikt“ mit den tschechischen, polnischen, ungarischen usw. Reichsteilen ins unermessliche gesteigert hatte. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 zeigte sich dieser Widerspruch österreichischer Identitätskonflikte, denn durchgehend bis auf die KPÖ suchten alle Parteien seit Ende des 1 Weltkrieges für geraume Zeit ihr „Heil“ in Anschlussplänen an die Weimarer Republik. Hitler wird von vielen als Befreier erwartet und die nationalsozialistische Bewegung als die Heilskraft, dieser inneren Widersprüchlichkeiten.

22 Juni 1933IB3Starhemberg Steidle

Am 11 Juni kam es zu einem Schussattentat auf den Innsbrucker Heimwehrführer Steidle durch Nationalsozialisten. Links neben ihm Graf Starhenberg.

24 august 1933IB3 Franz Lapitza vor Schöffengericht

Verhandlung vor dem Schöffensenat. Der Angeklagte Nationalsozialist Franz Lapitza hatte am 12 Juni mit seinem Komplizen versucht das Cafe „Produktenbörse“ mit  2 Koffern in denen je 10 Kilo Sprengstoff gepackt waren in die Luft zu sprengen. Es gelang ihm anscheinend nicht eine der Lunten anzuzünden worauf die Täter nervös flohen und den Sprengstoff zurückließen. Am gleichen Tag warf ein weiterer Nationalsozialist in das Juweliergeschäft von Norbert Futterweit auf der Meidlinger Hauptstraße eine Bombe. Futterweit der das tickende Päckchen unwissend vor die Tür seines Geschäftes trug explodierte mit diesem. Sechs Personen wurden schwer verletzt, einer verstarb. Am Elterleinplatz warf ein anderer Nationalsozialist zur gleichen Zeit eine Tränengasbombe in ein Delikatessengeschäft. In Währing und in der inneren Stadt zerschlug man Scheiben eines Geflügelgeschäftes und einer Zeitung. Zuletzt sammelten sich die Nazis am Burgring um grölend und Knallkörper schmeißend in Richtung Rathaus zu marschieren, wobei viele Menschen die dem Mob nicht ausgewichen waren „angepöbelt“ und eingeschüchtert wurden. In Graz verbarrikadierten sich Braunhemden auf der Universität und in Salzburg kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Sicherlich steht dieses plötzliche Aufflammen der Gewalt mit der Weltwirtschaftskonferenz in Zusammenhang. Dollfuß der sich auf dieser in London aufhielt bekam sofort aus aller Welt moralischen Beistand ausgesprochen. für die Nazis ist es jedoch die Möglichkeit  für direkte internationale Medienpräsenz.

22 Juni1933IB2Anschlag warenhaus Favoriten

Am 14 Juni  3Uhr 13 nachts, warfen Nationalsozialisten einen Sprengkörper auf das Kaufhaus H.A.K in Wieden Favoritenstraße 68.

25Juni1933WB2Anschlag Krems

Die Stelle des Attentats in Krems am 19 Juni 1933 Quelle: Welt Blatt 14 Juni 1933

Am 19 Juni kam es abermals zu einem Anschlag, dieses mal auf eine ganze Gruppe von Hilfspolizisten die nicht zufällig auch der Heimwehr nahestanden und der „christlich deutschen Turnerschaft“ angehörten. Die 56 Mann marschierten von einer Schießübung mit dem Infanterieregiment Nr 6 zurück, als zwei junge Männer drei Handgranaten in die Gruppe der Hilfspolizisten warfen. Geistesgegenwärtig reagierte einer der Wehrmänner und warf eine der Granaten auf die Seite, die anderen zwei detonieren. Berichte sagen dass einigen der Bauch aufgerissen wurde, einer verliert sein Bein zwei sind  so schwer verletzt, dass man ihnen die  Sterbesakramente erteilt. Sofort durchstreift man die umgebenden Wälder und abends kommt man auch zu einem Ergebnis. Einer der Attentäter ist der 21 jähriger Handelsangestellte und SA Scharführer Herbert Mosel, der die Tat nicht leugnet. Sein Helfer Adolf Weichselbaum war entkommen. Doch die direkten Zusammenhänge erkennen die Polizisten erst nach den Aussagen von Herbert Mosel sein Bruder Heinrich Mosel ist Mitglied jenes Infanterieregiments 6 mit dem die Hilfspolizisten ihr Training abhielten. Er hatte seinem Bruder auch jene Stelle die er für geeignet hielt das Attentat zu vollziehen gezeigt. Am 6 Juli starb der Hilfspolizist Franz Blamoser an den Folgen seiner Verletzungen.

22 Juni1933IB2Steinort und Theo Habicht

Landesinspekteur der NSDAP in Österreich Theo Habicht (Mitte) und links sein Adjutant Steinort nach ihrer Ausweisung aus Österreich in Berlin. Am 19 Juni 1933 nach den massiven Ausschreitungen Demonstrationen und Bombenanschlägen wird die NSDAP in Österreich verboten. Viele hochrangige Nazis werden ausgewiesen darunter auch Habicht und seine Mannschaft die kurz zuvor noch mit Dollfuß über eine Regierungsbeteiligung verhandelten.

29 Juni 1933IB2 Niederösterreich Landeshauptmann Reither

Der christlich soziale niederösterreichische Landeshauptmann Reither bei seinem Antrag der Aberkennung der nationalsozialistischen Mandate im niederösterreichischem Landtag (wie auch in anderen Bundesländern). Sozialdemokraten und Christlichsoziale bildeten dabei die Mehrheit und der Antrag konnte angenommen werden. Dollfuß ideologische „Scheukappen“ verhinderten jedoch jede zielführende Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten und seiner Partei. Diese breite Front  hätte womöglich die schwierige innenpolitische Lage gegenüber den Nationalsozialisten bereinigen und Österreich mehr Widerstandskraft verleihen können. Außenpolitische Spannungen vor allem mit Mussolini wären jedoch die Folge gewesen, der von Dollfuß vor allem einen radikalen  Kampf gegen die Sozialdemokraten forderte.

21sept 1933IB4Kundgebung der Nationalständischer gestört von Nazis

Große Kundgebung der Nationalständischen Front in Graz . Es kommt zu Auseinandersetzungen mit Nationalsozialisten und zu zahlreichen Verhaftungen.

14Sept 1933IB1Katholikentag ponpöse Karlskirche 1933

Katholikentag 1933 im Bild die Karlskirche mit großen leuchtenden Kreuz.

Woellersdorf_2

Am 23 September verabschiedete das christlich soziale Regime die Verordnung über die Errichtung von „Anhaltelagern“ (Wöllersdorf). Es ist ein Lager für alle oppositionellen Politiker bzw politisch aktiven vor allem Kommunisten,  Sozialdemokraten und Nazis. Mehr als 800 Gefangene wurden hier jahrelang festgesetzt.

23November 1933IB2Gedenktrauerfeier für den Heimwehrmann Edwin King

Gedenkfeier für den am 10/11 November 1933 von einem Nazi ermordeten Hilfspolizisten Ewald King der an der Vorarlberger Grenze Wachdienst hatte. Der Mörder ein NSDAP Mann floh per Boot über den Bodensee Richtung Lindau.

23November 1933IB4Angeklagter Dollfußattentat

Der nationalsozialistischer Wehrmann Rudolf Drtil wurde nach seinen Anschlag auf Kanzler Dolfuß zu 5 Jahren schwerer Kerkerhaft verurteilt. Am 3 Oktober vor dem christlich sozialen Club im Parlament eröffnete Drtil  das Feuer auf Regimekanzler Dollfuß, der nur leicht verletzt wurde.

11Nov1933KB Todesstrafe und Viktor Adler Gedenken

Kleine Blatt vom 11 November 1933

„Einführung der Todesstrafe“

Am 10 November 1933 führte das christlich soziale Regime erneut die Todesstrafe in Österreich ein. Dies wird nachhaltige Folgen haben, vor allem für den österreichischen Bürgerkrieg in dem man sozialdemokratische Schutzbündler hinrichten wird .

24Nov1933KB

14 November 1933 . In vielen Augen sind  Hitlers Intentionen leicht durchschaubar, immer wieder hörte man jedoch in meiner Generation von  älteren Menschen, „Wir wussten nicht was Hitler vor hatte“. Prophetische Karikatur aus dem November 1933 aus dem sozialdemokratischen „Kleine Blatt“

28dezember 1933IB2Winterhilfswerk Wien 1933

Winterhilfswerk in Wien im Dezember 1933, Pakete für Arbeitslose und verarmte.